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Lokalmatador Werner Heel nützte die Gunst der Stunde und gewann den Super G auf der "Saslong".

Foto: APA/ ONORATI


Es ist darauf hinzuweisen, dass Werner Heel (26) seit 22 Jahren an seiner Skikunst arbeitet. Dass die Karriere des Mannes aus Walten in Passeier, das fast ganz oben liegt am Jaufenpass und zur Gemeinde St. Leonhard gehört, wo weiland ein gewisser Andreas Hofer geboren worden war, schon öfters von Verletzungen unterbrochen war. Dass er 2004 italienischer Meister im Super-G wurde. Dass er im Februar dieses Jahres sein erstes Weltcuprennen, die Abfahrt in Kvitfjell, gewann. Und am Freitag nahm sich Heel mit der Startnummer 3 eben den Sieg im Super-G, es war der zweite eines Südtirolers auf der Saslong seit einer kleinen Ewigkeit, seit Herbert Plank anno 1976 den Abfahrtslauf gewann.

Überraschungsgast

Bemerkenswert ist auch, dass Didier Defago eine quasi regelbestätigende Ausnahme mimte. Der Schweizer, ein regelmäßiger Gast in der erweiterten Spitze, der schon einmal ganz oben gethront hatte, 2002 und just beim Grödener Super-G, brauste mit Startnummer 17 auf Platz zwei. Neben dem diesmaligen Überraschungsgast De-fago landeten die ersten fünf Nummern unter den ersten sechs, die Chefs mit den höheren Nummern waren chancenlos.

Eine Geschichte erzählt auch die Nummer 2 der Liste und der Drittschnellste im Ziel, der Schwede Patrik Järbyin. Der lief Marco Büchel (37) insofern den Rang ab, als er den Liechtensteiner als ältesten Podestler der bisherigen Weltcupgeschichte ablöste. Järbyn wird am 16. April 2009 40 Jahre alt. "Und jetzt fahr ich auch bei den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver" , drohte der alte Schwede. "Mach ich halt bis 2011 weiter" , merkte Büchel an. Die Geschichte von Stephan Görgl ist jene, dass der Steirer mit Nummer 1 ins Rennen ging und es als Sechster und bester Österreicher beendete.

"Skifahren ist manchmal eine komische Sache" , kommentierte Werner Heel das freudige Ereignis. "Die Startnummer war sicher kein Nachteil. Wahrscheinlich haben sich die Bedingungen während des Rennens verändert." Heel vergaß auch nicht darauf: "Ein Traum geht in Erfüllung."

Hermann Maier, die Nummer 21, verteidigte als Neunter die Führung im Weltcup, Abteilung Super-G. Das hatte er sich auch vorgenommen. Seinen ersten Sieg auf der Saslong hingegen verfehlte er deutlich. "Es war ein Kampf gegen Windmühlen" , sagte Maier, "aber das bin ich ja gewöhnt."

Natur stärker als Maier

Maier, der in der Werbung auch die Rolle des Don Quijote gibt, war von seiner Leistung angetan, was ihm Zufriedenheit und Zuversicht für kommende Aufgaben verschafft. "Aber soll ich mich mit der Natur anlegen?" Einsichtig fügte der berühmteste aller Flachauer dazu: "Die ist ja stärker als ich."

Michael Walchhofer war auch ein vom Wind schwer Gebeutelter. "Ich kam richtig euphorisch im Ziel an, so gut bin ich mir vorgekommen. Als ich die Zeit sah, war das wie eine Tetschn." Mehr als zwei Sekunden Rückstand bedeuteten Platz 40. "Jetzt muss ich aufpassen, dass ich nicht zum Jammerer werde" , ergänzte der Zauchenseer und passte auf.
"Vom Winde verweht" , fiel Hannes Reichelt ein, dem amtierenden Weltcupsieger im Super-G. "Heute habe ich Pech gehabt, morgen habe ich Glück." Davon geht auch der Norweger Aksel Lund Svindal (27.) aus, im roten Trikot des Gesamtweltcupführenden unterwegs.

Am Samstag (12.15 Uhr) steigt die Abfahrt auf der Saslong. Bei dieser Übung genau vor einem Jahr passierte der bisher letzte österreichische Abfahrtssieg. Verantwortlich zeichnete Walchhofer, der zuversichtlich ist, so eine Tat wieder liefern zu können. Dann übersiedelt der Zirkus nach Alta Badia. Am Sonntag steigt der Riesenslalom auf der Grand Risa, wo Österreichs Skifahrt seit 1997 (Christian Mayer) sieglos ist. Am Montag wird ebendort der in Val d'Isère ausgefallene Slalom nachgeholt. (Benno Zelsacher aus Gröden - DER STANDARD PRINTAUSGABE 20.12. 2008)