Kurt Koleznik ist von den FH-Plänen der Regierung enttäuscht.

Foto: Standard/Corn

Standard: An den Unis werden Studenten ab 2009 weitgehend von den Studiengebühren befreit, die FHs wurden dabei "vergessen" . Was halten Sie eigentlich, sechs Jahre nach Einführung, vom bezahlten Studium?

Koleznik: Bei den Studienbeiträgen, um den korrekten Ausdruck zu verwenden, hatten die FHs gegenüber den Universitäten immer den Vorteil, dass wir sie einheben konnten, aber nicht mussten. Dort, wo sie eingehoben werden - es gibt ja einige FHs, wo das nicht der Fall ist -, ist man sicher auch darauf angewiesen. Tatsache ist, dass es für diesen finanziellen Beitrag auch eine Gegenleistung gibt. Wir haben im Gegensatz zu anderen tertiären Bildungseinrichtungen einen hohen Aufwand, die Studierenden auch in der vorgeschriebenen Zeit studieren zu lassen, was ein hohes Betreuungsverhältnis voraussetzt. Und so gesehen gibt es für die Studienbeiträge auch eine Gegenleistung an der Fachhochschule.

Standard: Halten Sie diesen Beitrag von knapp 363 Euro pro Semester auch in der Höhe für angemessen?

Koleznik: Im internationalen Vergleich sind wir ja eher im unteren Bereich, das ist okay. 2007 sind ja auch endlich die Studienbeihilfen angehoben worden - eine gute und richtige Entscheidung der damaligen Regierung.

Standard: Mittlerweile wird die vollständige Abschaffung der Gebühren an Unis diskutiert. Wäre das für die FHs nicht auch wünschenswert?

Koleznik: Wenn der Gesetzgeber das vorsehen würde, wäre sicher eine Gleichwertigkeit der Studierenden an Unis und FHs gegeben. Sollten diese dann auch an den FHs abgeschafft werden, müsste man uns diese finanziellen Mittel aber ebenfalls ersetzen. Es muss dann auch zu einer Gleichbehandlung der Institutionen hinsichtlich des Ersatzes kommen.

Standard: Wissenschaftsminister Johannes Hahn hat die Uni-Rektoren in eine Arbeitsgruppe eingeladen, um mögliche Szenarien durchzuspielen. Haben die Leiter der FHs je eine Einladung bekommen, zur Gebührenfrage Stellung zu nehmen, sich in die Diskussion einzubringen?

Koleznik: Nein. Das scheint im Moment politisch kein Thema zu sein.

Standard: Die FHK hat Ende Oktober einen "Forderungskatalog an eine neue Regierung" vorgelegt, u.a. mit dem Wunsch nach der "überfälligen Valorisierung der Normkostenbeiträge" für die Studienplätze, einer Erhöhung um 34 Prozent. Wie sieht es nun eigentlich damit aus?

Koleznik: Im September gab es einen Entschließungsantrag im Parlament, der auch durchgegangen ist. SPÖ, FPÖ und die Grünen haben diesen Entschließungsantrag beschlossen, womit erstmals seit 14 Jahren eine Valorisierung erfolgen würde. Leider habe ich bis heute nichts mehr davon gehört. Im Regierungsprogramm ist davon keine Rede mehr.

Standard: Das heißt, die Wertsicherung der Studienplätze ist wieder vollkommen offen?

Koleznik: Nun, wir versuchen ja schon seit langer Zeit, zu dieser Valorisierung der Normkosten zu kommen. Eine solche hat es seit Bestehen des FH-Wesens - also seit dem Jahr 1993! - nicht gegeben. Im April war es dann so weit, dass sich die damalige Regierung dazu bereiterklärt hat, die Studienplätze mit einer Steigerung von durchschnittlich 13,7 Prozent zu fördern, was im September nochmals, vom Finanzminister und vom Wissenschaftsminister, bestätigt worden ist. Schließlich kam es zu dieser Sitzung am 24. September, bei der die Studiengebühren neu geregelt wurden und SPÖ, FPÖ und Grüne meinten, 13,7 Prozent mehr für die FHs sei zu wenig - es sollten 34 sein.

Standard: An die die SPÖ jetzt nicht mehr denkt?

Koleznik: So sieht es aus. Fix dürften demnach nur die 13,7 Prozent sein, die wurden mir auch bestätigt.

Standard: Dabei haben Sie, über die 34 Prozent hinaus, auch nach einer Basisfinanzierung für Forschung und Entwicklung verlangt. Gibt es da wenigstens einen Lichtblick?

Koleznik: Ich habe zumindest vom Rat für Forschungs- und Technologieentwicklung gehört, dass man der Sache positiv gegenüberstehe. Aber darüber ist noch in anderen Gremien zu verhandeln.

Standard: Bis 2014, so Ihr Wunsch, solle es - statt wie derzeit rund 31.000 - mindestens 40.000 FH-Studierende geben. Die Regierung plant allerdings nur eine "Ausdehnung der Zahl berufsbegleitender Studiengänge von 30 auf 50 Prozent" .

Koleznik: Die 40.000 sind eine Zahl, die auch schon die Vorgängerregierung genannt hat. Uns wurde aber mitgeteilt, dass ab 2010/11, wenn der neue Finanzierungs- und Entwicklungsplan kommt, kein Wachstum bezüglich der Studienplätze mehr vorgesehen ist. Wir wären dann langfristig auf dem Niveau des Jahres 2010, mit etwa 33.000 Studienlätzen, "eingefroren" . Wenn jetzt im Regierungsprogramm von einem Ausbau des berufsbegleitenden Studiums die Rede ist, dann frage ich mich, wie das ohne zusätzliche Mittel gehen soll?

Standard: Man könnte herauslesen, dass Vollzeitstudienplätze durch berufsbegleitende Studienplätze ersetzt werden sollen ...

Koleznik: Das wiederum kann uns niemand vorschreiben. Ich würde überhaupt sagen, dass wir auf einem guten Weg sind, was die berufsbegleitenden Studiengänge betrifft. Aber es macht sicher keinen Sinn, von Vollzeit auf berufsbegleitend umzustellen, wenn das akkreditierte Studiengänge sind. Und neue berufsbegleitende Studiengänge erfordern neue zusätzliche Studienplätze.

Standard: Das Einzige, was relativ konkret im Regierungsprogramm steht, ist also eigentlich nicht realistisch?

Koleznik: Richtig. Das ist schon eine sonderbare Sache.

Standard: Ist es nicht ohnehin etwas befremdlich, in Zeiten der steigenden Arbeitslosigkeit auf das berufsbegleitende Studium zu setzen?

Koleznik: Durchaus. Weniger Arbeit bedeutet, dass mehr Leute mehr Zeit haben, und die sollten sie in die Weiterbildung investieren. Die FHs sind dafür ideale Partner. Nur sollte man eben gleichzeitig auch in den FH-Sektor investieren. Wir fordern deshalb weiterhin jährlich zumindest 300 neue Plätze. (Bernahrd Madlener, DER STANDARD, 19.12.2008)