Installation von Regenmessern in Ghana

Foto: KIT/Sven Wagner

Karlsruhe - Eine neues Wettervorhersagesystem für die westafrikanischen Staaten soll helfen, die negativen Auswirkungen des Klimawandels zu entschärfen. Klimaforscher am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) haben in einem langjährigen Forschungsprojekt ein statistisches Verfahren entwickelt, das die Leistungsfähigkeit bestehender Wettermessungsanlagen in Ghana und Burkina Faso verbessert. Hochauflösende regionale Klimamodelle simulieren den Wasserkreislauf in Atmosphäre und Landoberfläche und erleichtern damit die Vorhersage, wann die für die Landwirtschaft immens wichtige Regenzeit beginnt.

Eine klimasensitive Region

"Westafrika ist wie auch der Alpenraum eine klimasensitive Region", betont Harald Kunstmann vom Karlsruher Institut für Meteorologie und Klimaforschung. Die Jahrestemperatur stieg hier in den letzten Jahren stärker als im globalen Mittel, und auch die Regenzeit im Frühjahr verändert sich. Sie beginnt heute um bis zu einen Monat später als noch vor vier Jahrzehnten, wobei die ersten Niederschläge im Jahr deutlich geringer geworden sind. Zugenommen haben die extremen Wetterereignisse. "Im Vorjahr führten starke Niederschläge in der Region zu Überflutungen und vernichteten die Ernte", so Kunstmann.

Leidtragende der Veränderungen

Die Kleinbauern aus Ghana und Burkina Faso, die auf den Feldern vor allem Mais und Hirse anbauen, sind die ersten Leidtragenden dieser Wettersituation. Bleibt nach den ersten Regenfällen das Wetter trocken, riskieren sie durch zu frühe Aussaat einen Ernteausfall, eine zu späte Saat gibt den Pflanzen hingegen zu wenig Zeit zum Wachstum und verursacht geringe Erträge. Beide Situationen gefährden die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung in hohem Ausmaß. "Da die westafrikanischen Länder in weiten Teilen Direktversorger sind, können Ernteausfälle nicht wie in Europa durch Importe abgefedert werden", beschreibt der Karlsruher Klimaforscher die Problematik.

Probleme des Technologietransfers

Das in Karlsruhe entwickelte Modell wurde bereits erfolgreich getestet und Meteorologen aus Ghana und Burkina Faso vor Ort präsentiert. Die Probleme des Technologietransfers sieht Kunstmann in der hierarchischen Gliederung der Behörden der Partnerländer. "Die Besetzung höherer Positionen auch in meteorologischen Stationen ist oft mit dem Erreichen eines bestimmten Alters verknüpft. Das behindert die Experimentierfreude junger Fachleute, die über mehr Offenheit für neuer Modelle verfügen."

Dennoch hofft Kunstmann auf eine Umsetzung des Systems: "Studentenaustausche mit Deutschland fördern die Qualifikation in der Region. Zudem gibt es Anzeichen, dass die regionalen Wetterdienste auf Druck der Regionalpolitik unser System in ihre Prognosen integrieren wollen." Dieser Schritt würde die Vorhersage im Radio verbessern und die Landbevölkerung erreichen, so Kunstmann abschließend. (pte)