Wien - Der geplante Jobabbau bei Telekom Austria (TA) und dem Kabelbetreiber UPC sind nur die letzten Anzeichen des Rückgangs, mit dem die einst stolze Telekom-Branche seit längerem kämpft. Die beiden Konzerne sind von einer Entwicklung besonders stark betroffen: Der Verdrängung des Festnetzes durch den Mobilfunk. Dies betraf zunächst nur die Sprachtelefonie, in der über zwei Drittel aller Gesprächsminuten mobil geführt werden. Die TA verlor in Spitzenzeiten dieser "Substitution" über 20.000 Festnetz-Kunden pro Monat, erst preislich sehr aggressive Bündelangebote von Telefon, Internet, Mobiltelefon und Internet-TV haben dies auf monatlich rund 2000 Abmeldungen gebremst.

Ähnlich entwickle sich die Situation bei UPC, erklärte UPC-Sprecher Gustav Soucek dem STANDARD. "Nur noch 45 Prozent der Haushalte nutzen in Österreich Festnetz, in Deutschland sind es noch 85 Prozent. Wir sind ein Kollateralschaden des Mobilfunks."

"Vorreiter beim mobilen Internet"

Und nicht nur die Sprachtelefonie wird vom Handy bedrängt, auch das Internet: Durch immer billigere Internetpakete der Mobilfunker. "Österreich ist auch beim mobilen Internet Vorreiter" , bedauert Soucek, "wir mussten was tun" - nämlich Mitarbeiter abbauten (siehe Artikel).
Die derzeitigen Schnitte entsprechen jedoch nur einem langfristigen Trend und sind nicht unmittelbar mit der sich ausbreitenden Wirtschaftskrise verbunden. Umsätze und Gewinne im wachstumsverwöhnten Telekom-Bereich gehen seit einem Jahr zurück, insgesamt herrscht am Markt ein Verdrängungswettbewerb. Nach Schätzung des Regulators RTR sinkt die Gesamtzahl der Jobs im Telekommarkt von seinem Höhepunkt von 19.000 Mitarbeitern im Jahr 2005 auf rund 14.000 bis zum Jahr 2011.

Einen überraschenden "antizyklischen" Schritt setzt der Mobilfunker Orange, vormals One: Über eine Vereinbarung mit dem Betriebsrat gibt er seinen Mitarbeitern im kommenden Jahr Jobsicherheit. Es werde keine betriebsbedingten Kündigungen geben, sagte Orange-CEO Michael Krammer am Freitag bei einer Pressekonferenz. "Wir wollen mit Kundenservice unsere Position ausbauen, und Mitarbeiter mit Jobangst haben dafür keine Energie." Es werde auch keine Gehaltskürzungen geben, ganz nach Kollektivvertrag steige der Lohn 3,6 Prozent. Per Jahresende wird Orange rund 800 Mitarbeiter haben.

Darüber hinaus sei Orange bereit, im kommenden Jahr 100 Millionen Euro in Infrastruktur und den Markt zu investieren - allerdings sollte dazu der heimische Regulator von weiteren Preissenkungen Abstand nehmen, ebenso wie die EU beim Roaming nicht weitere Kürzungen vornehmen soll. Während für andere Industrien Rettungspakete geschnürt werden, würde der Ertrag der Mobilfunkern massiv beschnitten. Die Mobilfunkindustrie "könnte ein stabilisierender Faktor sein" , sagt Krammer, wenn sie nicht unter zusätzlichen Preisdruck gesetzt würde.  (Helmut Spudich, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20./21.12.2008)