Guido Schmidt-Chiari: Rücktritt war richtiger Schritt.

Foto: STANDARD/Corn

Wien - Nun ist, auch nach außen hin wahrnehmbar, die Eiszeit angebrochen zwischen Turnauer-Erbin Christine de Castelbajac und Guido Nikolaus Schmidt-Chiari, langjähriger Berater der Familie. Am Freitag hat der Ex-Creditanstalt-Chef sein Mandat als Aufsichtsratsvorsitzender der Constantia Packaging AG zurückgelegt - "ein angekündigter Schritt", wie Schmidt-Chiari wissen ließ.

Tatsächlich hatte der 76-Jährige bereits im Vorjahr seinen Rückzug angedacht, die jüngsten Ereignisse rund um Constantia Privatbank (CPB) und Immofinanz haben die Sache nun beschleunigt.

Das Klima zwischen Castelbajac, und Schmidt-Chiari hat sich massiv abgekühlt: Castelbajac musste realisieren, dass ihr (in der Vaduzer Herbert Turnauer Stiftung geparktes) Vermögen wegen der 567 Mio. Euro schweren Haftungen der niederländischen Constantia Packaging B.V. am Spiel steht.

Immer lauter wird der Vorwurf, Schmidt-Chiari hätte über manche Vorgänge rund um Karl Petrikovics und Aktienkäufe gewusst; laut Format hat Petrikovics in seiner Einvernahme durch den Staatsanwalt Schmidt-Chiari belastet, er sei über "Scheinaufträge durch Dritte", die zur Vertuschung von Aktienkäufen abgegeben worden seien, informiert gewesen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Streit um Garantien

Andere Involvierte berichten, dass der Immofinanz-Kontrollor "spätestens ab Herbst 2007" über die Probleme, die sich aus den fallenden Kursen ergaben, informiert war. Er habe Castelbajac erst im Herbst 2007 aufgeklärt, wie hoch ihr Risiko sein könnte; mit den aufmunternden Worten "Christl, dazu musst du stehen". Schmidt-Chiari vom STANDARD dazu befragt: "Ich wurde von denen, die ein Interesse an der Bank hatten, gebeten, in einer verfahrenen Situation beizutragen, diese zu bereinigen. Das gelang aber nicht."

Im Streit um die Garantien zwischen der niederländischen Constantia Packaging B.V. (Hauptasset: die Packaging AG) und Immofinanz laufen derzeit Verhandlungen, die auf eine außergerichtliche Einigung abzielen. Die B.V. bestreitet, wie berichtet, diese Haftung - mit der Begründung, die zu Grunde liegende Anleihe der Immoeast an die Ibag gebe es nicht. Detail am Rande: In der Hauptversammlung der Ibag am vergangenen Dienstag war zwar ein Vertreter der Ibag-Aktionärin Camilla Stiftung aus Liechtenstein anwesend, Auskünfte, wie es um deren Finanzen bestellt ist, gab es aber keine. Laut Angaben eines Camilla-Vorstandes sei die Stiftung eine gemeinnützige (aus dem Register ergibt sich das nicht; Anm.), man fördere Kinderdörfer. Bis dato sei aber "noch kein Geld" gespendet worden.

Fristverlängerung

Die Immoeast (sie hat eine einstweilige Verfügung auf der Vermögen der B.V. erwirkt) hat nun der der BV eine Fristverlängerung bis Anfang Februar für die Verhandlungen eingeräumt. Zahlt die B.V. nicht, wird geklagt. Gerüchte, wonach die B.V. bereit gewesen wäre, einen niedrigen dreistelligen Millionen-Betrag zu bezahlen, wurden nicht bestätigt. Was die Immoeast ablehnt: Die B.V. zahlt einen Teil der umstrittenen 567 Mio. Euro, die Differenz holt sich Immoeast aus der CPB, indem sie deren Managementverträge für die Immo-Gesellschaften übernimmt.

Immoeast-Chef Eduard Zehetner ist dagegen, weil er den Wert der Verträge mit null beziffert. Im Oktober waren noch 340 Mio. Euro als Kaufpreis diskutiert worden. Bekommt die Immofinanz-Gruppe die Verträge samt rund 160 Mitarbeitern nicht, könnte sie die Zahlungen an die CPB einstellen. (Claudia Ruff, Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20./21.12.2008)