Kiew - Nur wenige Tage nach ihrer Einigung auf eine Koalition hat die ukrainische Regierungschefin Julia Timoschenko Präsident Viktor Juschtschenko zum Rücktritt aufgefordert. Weil er sich durch den Verfall der ukrainischen Währung Hrywnja (Griwnja) persönlich bereichert habe, müsse er seinen Posten räumen, sagte Timoschenko nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax am Freitag im Fernsehen. "Ich denke, dass ein Präsident, der Geld auf Kosten des Volkes macht, morgen zusammen mit dem Chef der Zentralbank zurücktreten muss", sagte sie demnach.

Zuvor hatte Timoschenko dem Staatschef und der ukrainischen Zentralbank (BNU) bereits vorgeworfen, sie trieben das Land in den Bankrott. Juschtschenko wies den Vorwurf als Populismus zurück, der im übrigen eine Ursache für den Wertverlust der Landeswährung sei. Am Freitag forderte er die BNU und die Geschäftsbanken auf, die Hrywnja in den kommenden zehn Tagen zu stabilisieren. Die Währung hatte in den vergangenen sechs Monaten gegenüber dem Dollar fast die Hälfte ihres Werts verloren. Dies hatte einen Ansturm der Bevölkerung auf harte Devisen ausgelöst.

Koalitionsvereinbarung

Timoschenko und Juschtschenko sind seit langem erbitterte Rivalen. Am Dienstag unterzeichneten ihre beiden Parteien dennoch eine Koalitionsvereinbarung, um die Wirtschaftskrise im Land zu bekämpfen. Bei den nächsten Präsidentschaftswahlen, die voraussichtlich Ende 2009 oder Anfang 2010 stattfinden, wird Timoschenko wahrscheinlich gegen Juschtschenko antreten. (APA)