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Dieser Humboldt-Kalmar wurde an den Strand von Westport gespült

Foto: AP Photo/The Daily World, Kathy Quigg

London - Sie galten schon als Gewinner der verschlechterten Situation in den Meeren: Humboldt-Kalmare (Dosidicus gigas), die über zwei Meter langen Kopffüßer, die sich in den vergangenen Jahrzehnten an der nordamerikanischen Pazifikküste beständig nach Norden vorgearbeitet haben. Schwindende Raubfischbestände räumten ihnen immer mehr Platz ein - und die schlechter werdende Wasserqualität schien ihnen gegenüber Fischen auch einen Vorteil zu verschaffen. Das ist aber nicht so: Auch Dosidicus ist empfindlich gegenüber der Veränderung, wie eine portugiesische Studie zeigt.

Lethargische Kalmare

Der Humboldt-Kalmar ist in der Lage seine Körperfunktionen an seine Lebensräume - einerseits die Tiefsee, andererseits flache Gewässer - anzupassen. "Wenn die Kalmare während der Nacht nach Nahrung nahe an der Wasseroberfläche suchen, verfügen sie über einen sehr schnellen Metabolismus", so Studien-Autor Rui Rosa vom Department für Ozeanographie an der Universität Lissabon. "Wenn sie dann abtauchen, kann sich der Metabolismus um bis zu 80 Prozent verlangsamen." Die klimawandelbedingte Versauerung der Meere führt zu einer Abnahme von Sauerstoff an der Wasseroberfläche. Das wiederum stört den Metabolismus der Kalmare, wenn sie in geringeren Meerestiefen auf Jagd gehen. Denn die Verhältnisse werden jenen in der Tiefsee ähnlicher.

Untersuchungen an lebenden Tieren in Wasserbecken, in denen die Effekte der Versauerung nachgebildet wurden, haben das deutlich gemacht. "Die Ozean-Versauerung, wie sie mit Klimamodellen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts berechnet wurde, unterdrückt die Energieproduktion der Kalmare um bis zu 30 Prozent. Die Tiere werden bei höheren Temperaturen lethargisch", so Rosa.

Schrumpfendes Fenster

Die Kombination der drei Faktoren höhere Temperaturen, zunehmende Versauerung und Sauerstoff-Abnahme macht auch die Kalmare verletzbar. "In Zukunft wird das bewohnbare Fenster zwischen der ohnehin sauerstoffarmen Tiefsee und den sauren und warmen Oberflächenwasser immer enger", meint Rosa. Das Resultat werde der erhöhte Druck auf die Tiere sein, die dann leichter Fressfeinden zum Opfer fallen. Die Kalmare sind die bevorzugte Nahrung von Pottwalen, aber auch von Haien und anderen Großfischen. (pte/red)