Bagdad - Der als Schuhwerfer bekannt gewordene irakische Journalist Montasser al-Saidi hat Sicherheitsbeamte der Regierung in Bagdad wegen Körperverletzung verklagt. Die Männer arbeiteten für den Sicherheitsdienst des Pressezentrums der irakischen Regierung und hätten den Fernsehjournalisten nach seiner Festnahme geschlagen und brutal behandelt, sagte Saidis Anwalt Dhija al-Saadi am Sonntag. Dem 29-Jährigen fehle ein Zahn, sein linkes Auge sei blutunterlaufen und er habe mehrere Blutergüsse. Die Spuren der Misshandlungen werden seinen Angaben zufolge durch zwei medizinische Gutachten bestätigt.

Sitzstreik der Familie

Die Familie des Schuhwerfers will unterdessen mit einem Sitzstreik in einem Park der irakischen Hauptstadt dessen Freilassung erzwingen. "Wir werden bleiben bis zu seiner Freilassung, selbst wenn das Militär versucht, uns zu vertreiben", sagte Saidis Bruder Durgham in Bagdad.

Demonstration vor US-Botschaft in Bagdad

Auch vor der US-Botschaft in Ankara forderten rund 50 Demonstranten die Freilassung des Schuhwerfers. Die Teilnehmer der Protestaktion legten am Samstag einen Kranz mit einem Schuhabdruck vor dem Gebäude nieder und bezeichneten den Journalisten als Helden. Viele hatten Stöcke dabei, an denen sie Schuhe befestigt hatten. Die Gruppe, die sich als Türkische Jugendunion bezeichnete, nannte die Festnahme inakzeptabel. Am Samstag war auch einer der beiden irakischen Vizepräsidenten, Tarek al-Hashemi, in der Türkei.

Saidi hatte am vergangenen Sonntag bei einer Pressekonferenz in Bagdad seine Schuhe in Richtung von US-Präsident George W. Bush geschleudert und gerufen: "Dies ist dein Abschiedskuss, du Hund!" Der 29-jährige Journalist wurde daraufhin festgenommen und in einer Zelle in der streng bewachten Grünen Zone in Bagdad inhaftiert. Ihm drohen wegen der "Aggression gegen einen ausländischen Staatschef" gemäß irakischem Strafrecht zwischen fünf und 15 Jahre Gefängnis.

Laut dem Untersuchungsrichter sollen die Ermittlungen am Wochenende abgeschlossen werden. Der Fall soll dann an das höchste Strafgericht des Landes gehen; ein Termin für den Prozess steht noch nicht fest. (APA/AFP/AP)