Foto: Gabriele Fischer/Guido Gluschitsch

Eiskalt bei 30 Grad im Schatten. Eiskalt ist die Lüge von Nelson und durchsichtig wie philippinisches Bier. "Fisch und Reis, Reis und Fisch, Fisch und Reis!", antwortet er auf die Frage, was ein Filipino typischerweise isst. "Wir essen nur Reis und Fisch!", sagt er fast bedauernd. „Und jene, die es sich leisten können, essen am Sonntag auch einmal Schweinefleisch.", setzt er nach, während er gerade einen Topf Suppe auf den brennenden, nach Holzkohle riechenden und rauchenden Grill vor der Tauchbasis stellt. Er kocht sich eine Nudelsuppe, wie Jomel, sein Arbeitskollege, erklärt: "Ein Filipino isst gegen Mittag immer eine Suppe mit Nudeln – wenn es finanziell irgendwie geht."

An die Nieren

Foto: Gabriele Fischer/Guido Gluschitsch

Jomel Lopez ist Tauchlehrer in einer Tauchbasis am Alona Beach, Panglao Island, Philippinen. Er kennt sich mit Essen aus. Das erklärt seine ordentlich neoprenfüllende Statur. Er kann sich nicht nur die Nudelsuppe leisten. Als Tauchlehrer für bleiche Touristen verdient er weit mehr als der Durchschnitts-Filipino. Jomel besitzt ein Haus, ein Motorrad, er ist verheiratet, seine beiden Kinder besuchen eine teure Privatschule und lieben gesalzenen Fisch zum Frühstück. Jomel selbst "begnügt sich in der Früh immer öfter mit Cerealien". Der salzige Fisch hat seine Nieren schon angegriffen und er „möchte nicht noch dicker werden."

Trotzdem erwischen wir ihn am nächsten Morgen, wie er vor der Tauchbasis ein Bananenblatt mit Fisch und Reis belegt. Das isst er heute nur für uns, erklärt er. Der Reis wird nur mit Wasser im Reiskocher gedämpft. Das Salz, das dem Reis fehlt, steckt in den vier Fischen, zwei gebratenen und zwei gesalzenen. Jomel hat sie gestern am Abend selbst zubereitet. Und noch bevor er der Reißerischen fertig angeboten hat, dass sie kosten könne, steht sie schon bei der Wasserleitung und wäscht sich ihr Filipinobesteck.

Öl, ganz heiß

Foto: Gabriele Fischer/Guido Gluschitsch

"Wir Filipinos essen sehr oft mit den Händen. Nicht nur, weil es praktisch ist, sondern auch, weil ich bei meinen eigenen Fingern immer weiß, wie sauber die sind. Beim Besteck bin ich mir da nicht so sicher.", erklärt uns Jomel schon mit vollem Mund. Reis und gesalzenen Fisch in der Früh schafft der glu nicht. Die Reißerische zerklaubt indes gekonnt mit drei Fingern ein Stück Fisch, pappt es in ein paar verklebte Reiskönner und verzieht das Gesicht. Aber anders als der glu, der eher skeptisch schaut, ist und isst die Reißerische ganz begeistert.

Gesalzener Fisch und kalter Reis sind die Filipino-Mahlzeit schlechthin. Es schmeckt gut und man kann es schnell runterschlingen. Jomels Kinder essen kaum warmen Reis. Es dauert ihnen zu lang, ihn zu essen. Jomel denkt da kaum anders. Nur, dass er jetzt öfter, anders als seine Kinder, zum gebratenen als zum gesalzenen Fisch greift. "Beim Fischbraten ist es wichtig, dass das Öl ganz heiß ist. Erst dann darf der Fisch, der auf der Seite eingeschnitten ist, damit der Knoblauch und das Salz gleichmäßig durchziehen können, in die Pfanne. Und man darf den Fisch nicht wenden, wenn er noch an der Pfanne klebt. Das ist ganz wichtig."

Foto: Gabriele Fischer/Guido Gluschitsch

Fisch zum Frühstück

„Und jetzt ehrlich Jomel, wann isst du Fisch und Reis?", fragen wir. „Eigentlich eh fast immer. Zum Frühstück, wenn es schnell gehen muss, zur Jause, zu Mittag, wenn ich keine Suppe essen kann, am Nachmittag und am Abend. Ja und manchmal auch dazwischen." Während sich Jomel und die Reißerische final die Finger abschlecken, zieht der glu immer noch ein skeptisches Gesicht. Und das Gesicht erinnert stark an jenes, das die Reißerische an dem Tag immer dann haben wird, wenn sich die Finger ihrer rechten Hand auch nur annähernd der Nase nähern. (Text und Fotos: Gabriele Fischer, Guido Gluschitsch, kennen Sie mutmaßlich von den ungemein unterhaltsamen Motorradberichten nebenan bei derStandard.at/autos)