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Der neue Generaldirektor des ÖFB, Alfred Ludwig, fungiert als Quelle der neuen Strukturen.

Foto:Prammer/REUTERS

Wien - Wer abnimmt, kann nicht ganz schlecht sein. Der Österreichische Fußballbund will in der Hauptversammlung am 28. Februar 2009 die Trennung in den operativen (Generaldirektor Alfred Ludwig) und kontrollierenden (Direktorium, Präsidium) Bereich beschließen. "Wir sind und bleiben ein Verein und Mitglied der Fifa. Wir können uns nicht als GesmbH aufstellen. Aber so weit es geht, ist jetzt eine funktionelle Gewaltentrennung vollzogen" , sagt Herbert Hübel, Vorsitzender der Präsidenten-Wahlkommission und Chef des Salzburger Landesverbandes.

Das Präsidium (14 Mitglieder) ist quasi der Aufsichtsrat, die Führung des ÖFB obliegt dem ehemaligen Generalsekretär Alfred Ludwig, der künftig als Generaldirektor weder dem Präsidenten noch dem Präsidium weisungsgebunden ist. Ein Direktorium aus sechs stimmberechtigten Mitgliedern (Präsident, je ein Vertreter der Regionen Ost, Mitte und West sowie der Präsident der Bundesliga und ein weiterer Liga-Konfident) kontrollieren den Generaldirektor, entscheiden über sportpolitische Fragen, suchen gegebenenfalls einen Teamchef. Ludwig und Bundesliga-Vorstand Georg Pangl dürfen im Direktorium sitzen, zuhören, mitreden, aber nicht abstimmen.
Der voluminöse Bundesvorstand und Beirat werden aufgelöst, gesetzgebende Kraft hat dem Vereinsgesetz gemäß selbstverständlich weiterhin die Hauptversammlung. In ihr kommt jedem Landesverband eine Stimme und kommen der Bundesliga vier Stimmen zu.

Organigramm und Freiheit

Ludwig freut sich darüber, künftig mehr Bewegungsfreiheit und Verantwortung zu haben. Allerdings muss ein neues Organigramm erst ausgearbeitet und vom Direktorium akzeptiert werden. Darin sollen laut Hübel klar konturierte Abteilungen (Finanzen, Administration, Marketing) geschaffen werden. Wie, das ist eine andere Geschichte, schließlich gelten Finanzen und Marketing als heiße Liebe Ludwigs.

Nimmt man den Präsidenten und Schriftführer als weitere stimmberechtigte Kräfte hinzu, hält der ÖFB in Direktorium, Präsidium und Hauptversammlung jeweils eine Zweidrittelmehrheit. Bundesliga-Präsident Martin Pucher ist dennoch grundsätzlich sehr erleichtert, die Umständlichkeit des Präsidiums im Alltag nicht mehr im Weg stehen zu haben. "Diese Struktur hat sich in der Bundesliga bewährt. Der Vorwurf der Altherrenriege ist vom Tisch."
Hübel und Pucher werden bis zum 28. Februar einen Präsidentschaftskandidaten suchen. "Mit den Herren Oberhauser und Scharinger wurde nicht gesprochen" , versichert Hübel. Nicht alles, was in den Zeitungen stehe, sei ein Thema im ÖFB.

Einig sind sich die Herren, dass die Reform einem Wirtschafts-Promi den ÖFB schmackhafter gemacht habe. Pucher: "Der Handlungsbedarf war groß, daher haben die Landesverbände der Reform zugestimmt. Ob das mit einem neuen Präsidenten auch gegangen wäre, sei dahingestellt." (Johann Skocek, DER STANDARD Printausgabe, 22. 12. 2008)