Absetzbar sollen jetzt also Spenden an Organisationen werden, bei denen "Menschen Menschen helfen." Aus der Sicht von Ex-Umweltminister Josef Pröll schließt das Spenden für ökologische Zwecke aus. Seine Begründung: Man müsse ökonomisch treffsicher agieren. Absurd, wenn man bedenkt, dass das von Pröll vorgeschlagene Modell ohnehin neunzig Prozent aller Spenden einschließt. Da Umweltschutzorganisationen nur fünf Prozent der Spenden erhalten, ist ihre Ausgrenzung ökonomisch keinesfalls zu rechtfertigen.

Österreich wäre auch das einzige Land in der Europäischen Union, in dem Spenden für den Umweltschutz nicht absetzbar bleiben sollen. Der Ausschluss der Umweltorganisationen ist offensichtlich rein politisch motiviert und damit demokratiepolitisch bedenklich: Kritische Kräfte sollen mundtot gemacht werden - was jedoch aufgrund der Unabhängigkeit von Organisationen wie Greenpeace, Global 2000 oder WWF nicht gelingen wird.

Erstaunlich auch, dass ein langjähriger Umweltminister nicht verstehen will, dass Ökologie von humanitärer Hilfe, Menschenrechten und Entwicklungszusammenarbeit nicht zu trennen ist. Wer die Meere vor Überfischung schützt, verhindert, dass sich ehemalige Fischer mangels Alternativen der Piraterie zuwenden.

Wer sich gegen die Abholzung der Wälder engagiert, setzt sich damit auch für die Millionen von Menschen ein, die diese Wälder nachhaltig bewirtschaften. Und der Schutz des Klimas bedeutet ohnedies, einen wichtigen Beitrag gegen die globale Armut von Morgen zu leisten.

Millionen von Menschen haben bereits alles verloren und müssen aus ihren Heimatländern fliehen. Das CO2, das wir hierzulande emittieren, richtet an ganz anderen Stellen der Erde unvorstellbare Katastrophen an. Herr Vizekanzler Pröll, glauben Sie wirklich, dass uns - hier in Österreich - die wachsende Anzahl von Menschen nicht betrifft, die in ihrer Heimat keine Existenzgrundlage mehr vorfinden? Die Anerkennung von Klimaflüchtlingen verbindet Umweltschutzanliegen somit auch mit Menschenrechten.

Vermutlich versteht Vizekanzler und Finanzminister Pröll das aber ohnehin. Es scheint für ihn angesichts der Tatsache, es den lästigen Ökos einmal so richtig "zeigen" zu können, allerdings an Bedeutung zu verlieren. - Eines jedoch macht Hoffnung: Prölls Absicht, die heimischen Non-Profit-Organisationen in gute und böse zu spalten, ist nicht aufgegangen. Die Solidarität zwischen sozialen und ökologischen Organisationen ist ungebrochen. Und: Zahlreiche Personen haben ihre Spenden an Greenpeace spontan erhöht. (Alexander Egit, DER STANDARD, Printausgabe, 22.12.2008)

Alexander Egit ist Geschäftsführer von Greenpeace Österreich