Wien - Der Geschäftsmann Alfons Mensdorff-Pouilly ist in der Affäre um den Erwerb von Gripen-Abfangjägern durch Tschechien von Michael Piatti-Fünfkirchen, einem Cousin dritten Grades, angezeigt worden. Gerhard Jarosch, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien, bestätigte der APA am Montag den Eingang der Anzeige. Der Bericht in der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazin "profil", wonach es sich um eine Anzeige "aufgrund des Verdachts des mutmaßlichen schweren Betruges" handle, sei eine "richtige Darstellung". Im nächsten Schritt werde Piatti-Fünfkirchen einvernommen.

Piatti-Fünfkirchen, Gutsbesitzer mit angeblich besten Kontakten zur tschechischen Regierung, behauptet laut "profil", von Mensdorff in den 90er Jahren engagiert worden zu sein, um "Kontakt zu den in die Entscheidung über den Beschaffungsvorgang eingebundenen Regierungsvertretern der Tschechischen Republik herzustellen". Dafür soll Mensdorff ihm "im eigenen und im Namen der von ihm vertretenen Firma BAE Systems" eine Million Dollar versprochen haben. Einzige angebliche Voraussetzung: Der schlussendlich auch realisierte Erwerb der Gripen durch Tschechien. Für Mensdorff-Pouilly gilt die Unschuldsvermutung.

Keine Provision

Es soll in Folge im Sommer 1998 zu mehreren Treffen gekommen sein, unter anderem mit dem damaligen tschechischen Finanzminister Ivo Svoboda, einem Manager des Rüstungskonzerns BAE Systems, der am schwedischen Gripen-Hersteller SAAB beteiligt ist, und Theodor Dvorak, angeblich Mensdorff-Pouillys Verbindungsmann zu Svoboda. Ende August 1998 sei auch der tschechische Ex-Premier Milos Zeman bei einem solchen Treffen in Prag anwesend gewesen.

Obwohl Prag 2005 einen Leasing-Vertrag für 14 Gripen abgeschlossen hatte, habe Piatti-Fünfkirchen keine Provision erhalten. Deswegen brachte er nun über ein Anwaltsbüro Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Wien ein. Mensdorff-Pouillys Anwalt Harald Schuster weist die darin erhobenen Darstellungen gemäß "profil" als "gänzlich unwahr" zurück. Piattis Darstellung belege eindeutig: "Mensdorff hat nicht gezahlt, eben weil er keine Provisionen bekommen hat. Das ist damit eindeutig bewiesen." Außerdem sei der Vorfall aus dem Jahr 1998 zivilrechtlich schon lange verjährt. "Erst jetzt, wo alle Welt Vorwürfe gegen meinen Mandanten erhebt, glaubt Piatti, auf den Zug aufspringen zu müssen." Harald Schuster: "Man kann sich seine Verwandtschaft halt nicht aussuchen."

Das Schwedische Fernsehen SVT, das die Gripen-Affäre vor knapp zwei Jahren ins Rollen gebracht hatte, veröffentlichte am Montag auf der Homepage des Aufdecker-Programms "Uppdrag granskning" ebenfalls Details aus Piatti-Fünfkirchens Anzeige. (APA)