Die Krise ist da, sie trifft aber nicht alle gleich: Es gibt Produkte, die trotz Wirtschaftskrise weiterhin gekauft werden wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln - Spielkonsolen und Videospiele wären ein Beispiel. Die Nachfrage zeigt sich ungebrochen. Ob in Asien, Europa oder den USA: Die Branche meldet ein Umsatzplus von mehr als zehn Prozent.
Die Gründe für den Boom sind einfach technischer Natur: Mehr Breitband-Online-Zugänge, die den Spielern verbessertes Zusammenspielen über das Internet ermöglichen, aber auch sogenannte Casual Games für die ganze Familie.

Wichtig ist auch: Die Preise für die Konsolen fallen wie jedes Jahr vor Weihnachten, der Preis für ein Video- oder Computerspiel reißt kein großes Loch ins Haushaltsbudget. "Wenn die Familie vielleicht schon auf den Winterurlaub verzichtet, ist mit einem Videospiel wenigstens zu Hause für Unterhaltung gesorgt", versucht Johannes Edl, Verlagsleiter beim Spielemagazin Consol-Media, eine Erklärung zu geben.

Die Konsolen- und PC-Spiele sind nur ein Beispiel für antizyklische Gewinner im Handel: Laut einer Umfrage des Wiener Marktforschungsinstitutes OMD gebe es zwar krisenbedingte Pläne der Konsumenten, sich bei Schmuck, Fast-Food-Restaurantbesuchen, Alkoholika und zu einem kleineren Teil auch bei Reisen in Verzicht zu üben, aber drastische Pläne sind sonst nicht zu eruieren, die Verbraucher wählen eher Strategien wie den Schwenk auf günstigere Alternativen. Immerhin 46 Prozent der Konsumenten sagen überhaupt, dass sich ihr Einkaufsverhalten auch in Krisenzeiten gar nicht ändert.

Preise wieder wichtiger

Ähnliches berichtet auch Marc Jurman, beim Marktforscher GfK im Consumer-Tracking (Haushaltspanel) tätig, auf Standard-Anfrage über den Lebensmittelhandel. "Die Ausweichstrategien Minderkonsum oder gar Verzicht beobachtet man deutlich weniger als diverse Umschichtungen innerhalb von Warengruppen". Ebenso deutlich zu erkennen sei, dass billigere Produkte wie Handelsmarken à la Clever (Rewe) oder S-Budget (Spar) verstärkt nachgefragt werden. Der heimische Diskont - Hofer, Lidl, Penny, Zielpunkt - hat im Zuge der stark angestiegenen Inflation zwischen Frühjahr und Sommer 2008 auf 30Prozent Marktanteil zugenommen. Auch wenn im Weihnachtsgeschäft der Diskont Anteile verliere, sei unzweifelhaft: Die Bedeutung der Preise in den Kaufentscheidungen hat 2008 wieder zugenommen. (szem, kat, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.12.2008)