Wien - Die Finanzkrise wird am russischen Bankenmarkt eine große Konsolidierungswelle einleiten, glaubt Thorsten Liebert, Geschäftsführer und Bankenexperte der Unternehmensberatung Booz&Co. Von den 900 bis 1000 Banken "werden wir am Ende der Krise die Hälfte nicht mehr sehen" , sagt Liebert zum Standard. Vor allem die vielen kleinen Institute würden in größeren oder ausländischen Banken aufgehen.

Für ausländische Banken sei Russland daher aktuell ein guter Markt für Zukäufe. "In Russland gibt er derzeit definitiv Schwächen, aber der Markt wird sich von der Krise schnell erholen", glaubt Liebert. Den Schlüssel sieht er in den Rohstoffen, über die Russland verfügt und die dem Land schnell wieder Auftrieb geben sollen. Außerdem seien die Russen ein "sehr konsumfreudiges" Volk, die ihr Geld gerne ausgeben und damit die Wirtschaft wieder in Schwung bringen würden.

Das Engagement der westlichen Banken, wie etwa der Raiffeisen International, könne den Banken vor Ort einen "ordentlichen Qualitätsschub" bringen. Denn, so erklärt Liebert, das Niveau der Banken hinke noch weit hinter den üblichen Standards hinterher. In den Bereichen Kundensegmentierung, Risikomanagement oder auch IT gebe es noch viel Nachholbedarf.

Der Kampf um Kunden ist aber auch in Russland kein einfacher. Viele Menschen, die die letzte Krise vor zehn Jahren mitgemacht haben, "holen ihr Geld von der Bank und legen es in einen Safe", erklärt Liebert. Das habe dazu geführt, dass es derzeit in Moskau keine Safe-Boxen mehr gibt. (Die Hälfte der russischen Banken wird verschwinden (Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.12.2008)