Wien - Es ist Samstagvormittag, und neun Jugendliche sind für einen Architektur-Workshop der "Jugenduni" in die Universität für angewandte Kunst gekommen. Eine junge Frau stellt sich vor: „Hello, my name is Koko." Sie erfragt alle Namen und sagt: „I probably won't remember it." Koko ist aus Polen hergekommen, um Architektur zu studieren.

Professor Reiner Zettl ist der Leiter des Workshops. Es geht um das praktische Arbeiten, erklärt er. Jeder soll zuerst einen Entwurf von einem Gebäude frei zeichnen.
Alle Schüler haben fünfzehn Minuten, ein Rathaus, eine Oper, ein Shoppingcenter oder ein Kino zu skizzieren. Jeder Entwurf wird besprochen, und Fehler, wie dass der Oper ein Foyer fehlt oder die Geschäfte falsch angeordnet sind, werden analysiert.

Dann werden die Entwürfe zu 3-D-Objekten im Computer umgewandelt. Der letzte Schritt wäre, sie in Styropor zu fräsen, doch dazu fehlt das Programm, deshalb werden die mittlerweile ziemlich formveränderten Kunstwerke einfach auf Papier ausgedruckt.

"Wir wollen eine kreative Basis schaffen, bevor die Formalismen kommen", erklärt Zettl die Herangehensweise der Uni. Beim Architekturstudium an der Angewandten wird in Klassen gearbeitet, Erstsemestrige arbeiten oft mit Achtsemestrigen zusammen. "Was ihr heute erlebt habt, war ein normaler Arbeitstag: Man geht am Vormittag zu Vorlesungen, und am Nachmittag kommt man ins Studio", meint er weiter.  Lukas, der kurz vor seinem Abschluss steht, lächelt und fügt hinzu: „Meistens geht man nur ins Studio." (reiss, DER STANDARD, Printausgabe, 23.12.2008)