Zugfahren heißt nicht immer Nervensparen. Mit zunehmender Waggonauslastung steigt die Wahrscheinlichkeit, im Zielbahnhof verspätet - oder überhaupt nicht - anzukommen.

Andy Urban

Salzburg/Bregenz/Wien - Auch wer früh in die Weihnachtsferien aufbricht, kann verspätet ankommen. Diese Erfahrung mussten Samstagmorgen jene ÖBB-Passagiere machen, die mit dem ICE 560 aus Wien via Salzburg nach Bregenz unterwegs waren.

Schon in Wien seien trotz nachtschlafender Abfahrtszeit - 6,14 Uhr - mehr Passagiere in die sieben Waggons gestiegen, als Platz vorhanden war, schildert eine Kundin. In Linz sei ein weiterer Schwung Transportwilliger dazugekommen - und in Salzburg sei dann endgültig wegen Überfüllung geschlossen gewesen: "Wir sind 70 Minuten lang stehengeblieben und erst wieder weitergefahren, als ein Teil der Passagiere in Richtung Bregenz auf Anordnung des Zugbegleiters den Zug verlassen hatte."

In Salzburg nämlich sei die Garnitur geteilt worden: Vier Wagen, die nach München, und drei, die nach Bregenz fuhren. "Nur drei! Fürs Wochenende vor Weihnachten zu wenig", meint die Frau.

Engpass

"Ja, da ist es zu einem Engpass gekommen", stimmt ihr bei den ÖBB Pressesprecherin Katja Blum zu. Jedoch: "Der große Fahrgastansturm war für uns nicht vorhersehbar. Samstagfrüh ist sonst ein eher ruhiger Reisetermin." Auch die zeitliche Nähe des Termins zu den Weihnachtsfeiertagen habe an dieser Einschätzung nicht gerüttelt: "Wir berufen uns auf langjährige Erfahrungen."

Außerdem, so Blum: "Mehr als sieben Waggons kann man von Wien aus unmöglich auf diese Fahrt schicken, weil die Bahnsteige in den Haltebahnhöfen nicht länger sind." Auch die Teilung des Zuges in Salzburg sei "Routine": "Und für die Passagiere, die aussteigen mussten, haben wir Zusatzzüge und -busse organisiert." Um derartige "Pannen" zu vermeiden, seien Bahnkunden aufgerufen, "an starken Reisetagen im Voraus zu reservieren, sodass wir die Auslastungslage erkennen". Die ÖBB gehen über Weihnachten noch von vier starken Reisetagen aus: am 23. und 24. sowie am 28. und 29. Dezember.

Nicht zur Weihnachtszeit, sondern vielmehr, wenn es warm und trocken ist, steigt die Nachfrage für Fahrradtransporte per Bahn. Dass diese in den von den ÖBB derzeit hochgepriesenen neuen Hochgeschwindigkeitszügen Railjet nicht möglich sein werden, brachte am Montag die Fahrradfahrerorganisation Argus auf den Harnisch.

Klage wegen Fahrradverbot

Das Verbot widerspreche einer im September 2007 beschlossenen EU-Richtlinie, sagte Argus-Sprecher Hans Doppel: "Mit unserer deutschen Schwesterorganisation, dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) bereiten wir deshalb eine Klage vor." Schon einmal, so Doppel, habe EU-Recht die ÖBB zu "kostspieligen Umbauten" verpflichtet: "In die Wiesel-Doppelstockzüge müssen aufgrund des Gleichbehandlungsrechts jetzt behinderten-WCs hinein." ÖBB-Sprecherin Blum bestätigt dies. Die Umbauten sollen bis Mitte 2010 abgeschlossen sein. (DER STANDARD-Printausgabe, 23.12.2008)