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Grafik: APA

Moskau- Verbraucher in Europa müssen sich nach Ansicht von Russlands Minister-Präsident Wladimir Putin dauerhaft auf hohe Gaspreise einstellen. "Die notwendigen Ausgaben für die Entwicklung von Gasfeldern steigen stark", sagte der Regierungschef bei einer Rede auf dem Treffen Erdgasexportierender Länder am Dienstag in Moskau. "Das bedeutet natürlich, dass trotz aller gegenwärtigen Finanzprobleme die Ära billiger Energievorkommen, des billigen Gases, vorbei ist", fügte er hinzu. Der russische Energieriese Gazprom liefert etwa ein Viertel des in der Europäischen Union benötigten Erdgases.

Kartell nach OPEC-Vorbild

Energieminister aus zwölf gasexportierenden Ländern sind am Dienstag in Moskau zusammengekommen, um ein Kartell nach dem Vorbild der OPEC zu gründen. Russland als Gastgeber wies bei dem Treffen Vorwürfe der USA und der EU zurück, dass das neue Kartell wie die OPEC beim Öl durch Absprachen Preise in die Höhe treiben könnte. Es gibt seit langem Bestrebungen bei den gasfördernden Ländern, aus ihrem bisher wenig einflussreichen Forum GECF eine mächtigere Organisation nach Vorbild der OPEC machen.

Energiekonzerne wie die deutsche E.ON, die große Gasabnehmer sind, hatten sich gelassen zu den Plänen geäußert. Sie fürchten keine negativen Auswirkungen und verweisen auf bestehende Verträge. Der weltweit größte Gas-Exporteur Russland wollte eine Satzung für die neue Organisation beschließen. "Eine stärker formalisierte Zusammenarbeit war immer Teil unserer Agenda", sagte der nigerianische Ölminister Odein Ajumogobia.

Das neu gegründete Kartell soll seinen Hauptsitz in der russischen Stadt St. Petersburg haben. Im GECF sind derzeit 16 Mitgliedsländer wie Algerien, Iran, Katar, Venezuela, Indonesien, Nigeria und andere vertreten. Russland hatte zuletzt angesichts seiner Abhängigkeit von Gas- und Öl-Einnahmen bekräftigt, seinen politischen Einfluss auf den Energie-Märkten ausbauen zu wollen. An dem Treffen nahm auch Ministerpräsident Wladimir Putin teil. Präsident Dmitri Medwedew hatte die Teilnehmer zu einem Essen am Dienstagabend im Kreml gebeten.

"Gas-Troika" bleibt

Neben dem neuen Kartell soll es weiterhin die "Gas-Troika" aus Russland, Katar und dem Iran geben, die mehr als die Hälfte des weltweiten produzierten Erdgases fördern. In dem Forum soll Russland zufolge das Vorgehen am Markt koordiniert werden. Ein Einfluss auf die Preise solle von der Troika nicht ausgehen, hatte es geheißen. Die drei Länder waren es auch, die im Oktober die Pläne für ein Gas-Kartell öffentlich gemacht hatten.

Zu dem Treffen hatte Russland nach früheren Angaben Algerien, Bolivien, Brunei, Ägypten, Indonesien, den Iran, Libyen, Malaysia, Nigeria, Trinidad & Tobago, die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar und Venezuela eingeladen. Als Staaten mit Beobachter-Status sollten Norwegen und Äquatorialguinea dabei sein. (APA/Reuters)