Rom - Keinerlei Weihnachtsstimmung herrschte am Dienstag am römischen Flughafen Fiumicino. Hunderte Passagiere mussten hier ihre Nacht verbringen, da ihre Alitalia-Flüge abgesagt wurden. Am Montag wurden mehr als 100 Flüge, am Dienstag weitere 25 gestoppt. Das Boden- und Flugpersonal hatte unerwartet die Arbeit niederlegten. Die Begründung: Die Alitalia Nachfolgegesellschaft CAI habe bei der Selektion des Personals nicht ihre kürzlich gemachten Versprechen gehalten.
Bekanntlich hat CAI bei der Akquisition der Flugsparte Alitalia nur zwei Drittel des Personals übernommen. Nun schien die Auswahl nicht nach den mit den Gewerkschaften festgesetzten Kriterien erfolgt zu sein. Unter anderem sollten Ältere bei der Einstellung bevorzugt werden.
Arbeitsminister Maurizio Sacconi ist über die neuen Schwierigkeiten wütend und forderte das CAI- Management auf, sich an die Abmachungen zu halten. Die Hoffnung, dass bis zu den Weihnachtstagen Ruhe eintritt, waren gering.
Der nicht angekündigte Streik widerspricht dem italienischen Streikkodex. Danach darf unmittelbar vor, während und nach den Feiertagen nicht gestreikt werden. Der Schaden für Alitalia droht immer größer zu werden. Abgesehen von den zwei Millionen Euro täglichen Verlusts droht der Fluggesellschaft nun noch ein gerichtliches Verfahren. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat erst kürzlich die Rechte von Flugpassagieren gestärkt. Laut Urteil müssen Fluggesellschaften auch dann eine
Entschädigung zahlen, wenn "technische" oder personelle Probleme zum Ausfall eines Fluges geführt haben. (Thesy Kness-Bastaroli aus Rom/DER STANDARD, Printausgabe, 24.12.2008)