"Generation Fun" auf Gruppenreise im Nassfeld: mit dem Spaßgerät in die organisierte Spaßzone für 3000 Lustige.

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Eigentlich, meinte Bettina B., gehöre sie nicht hierher: Sie sei Flugbegleitern, nicht Studentin. Sie sei auch aus dem Alter draußen, wo man Achtbettzimmer schätzt. Außerdem hasse sie den Winter: "Skifahren? Snowboarden? Damit kannst du mich jagen!"

Trotzdem, erklärte die junge Frau im Partyzug, der Sonntagabend über 1000 Studenten vom Nassfeld zurück nach Wien brachte, werde sie nächstes Jahr wieder dabei sein: "Wegen der Leute. Und der Party." Pause. "Und eigentlich war mein Ausflug mit der Gondel zur Hütte auch fein." Aber nun müsse sie weiter: Im Discowaggon feierten ihre Freunde. So, als hätten sie das Wochenende über etwas anderes getan. Und so, als wäre es ab der Stadtgrenze verboten.

Weiter vorne im Zug saß Alexander Knechtsberger und lachte. Die Flugbegleiterin, weiß der Veranstalter, ist typisch für sein Publikum. Und der Einstieg seiner Firma "Doc LX-Productions" in den Skiopening-Partyzirkus daher logisch. Knechtsbergers Marke steht für das, was die "Generation Abfeiern" sucht: Partyspaß im durchorganisierten, sicheren Umfeld.

Und so markenaffin und -treu wie diese Klientel ist, ist es nicht verwunderlich, dass insgesamt 3000 Menschen, die schon ihre Matura (großteils) bei Knechtsbergers "X-Jam"-Reisen gefeiert hatten und danach mit ihm in Kroatien bei "Spring Jam" waren, nun die "University of Snow" gebucht haben: ein Ski-Wochenende in Kärnten. Die Frage, ob es da um "Après-Ski" oder um "Ski après" ging, stellte sich jener Tausendschaft, die mit dem Partyzug aus Wien anreiste, bereits Freitagfrüh: Der Zug verließ Wien um 8.11 Uhr - um 9 Uhr gab es im Discowaggon kein Durchkommen mehr.

Freilich: Auch jene (unspektakuläre, dem Klischee nicht dienliche) Mehrheit, die tatsächlich Wintersport trieb, bekam von der aufwändiger gewordenen Logistik der Reise nichts mit. Schließlich hat das "Cube", das Nassfelder Jugendherbergs-Eventhotel mit angeschlossenem Club, nur 600 Betten. Und der Veranstalter, von dem Knechtsberger die seit neun Jahren bestehende "University" übernahm, brachte gerade 1000 Gäste.

Doch Knechtsbergers Konzept basiert - auch - auf Selbstläufermechanismen von Menschenmengen: Homogene Massen emittieren (Party-)Energie. Größe (und soziale Attraktivität) der Gruppe locken Sponsoren und Partner. Ob vor der "Party" ein Präfix wie "MTV" steht, ist für diese Zielgruppe nämlich relevant. Und die Preise (Unterkunft und Liftpass ab 99 Euro) können dann gerade wegen dieser Massen wieder gedrückt werden.

Wer vor Weihnachten mit 3000 Gästen auch noch die letzte Pension in einer Region füllt, kann dann auch mit Unterstützung von Land, Behörden und Großunternehmen rechnen: Dass vergangenes Wochenende aufgrund des Rekordschneefalles Bahnstrecken gesperrt waren, machte dem Veranstalter am Freitag in der Früh noch Sorgen. Doch in Villach warteten bereits Busse, die die Feiernden rasch zur ersten Après-Ski-Party brachten. Den jungen Leuten fiel das gar nicht auf. Manchem ÖBB-Mitarbeiter schon: "Bist du deppert - woher die Busse haben, während das ganze Land steht, ist mir echt ein Rätsel." (Thomas Rottenberg/DER STANDARD/Printausgabe/20./21.12.2008)