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Foto: APA/dpa/Rolf Vennenbernd

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Zugegeben, es ist keine leichte Aufgabe, am Ende des Advents noch positive Worte über Weihnachten zu finden. Irgendwie haben die zeitintensiven Vorbereitungen und der Druck, der sich vor dem Jahresende in allen Lebensbereichen aufstaut, so ganz wenig mit dem "Fest der Liebe" zu tun, welches uns die theologischen Schriften verheißen.

Und dennoch: Wenn jemand Weihnachten abschaffen wollte, würde ich mich dafür einsetzen, dass es weiterhin besteht. Allein deshalb, weil eine Gelegenheit zum Feiern nicht einfach abgeschafft werden kann - und schon gar nicht in Zeiten wie diesen!

Meist hapert es sowieso an der Umsetzung (auch bekannt unter dem "Familie-Geschenke-Komplex") und nicht an der Grundidee des Feierns: es sich gut gehen lassen.
Wem diese tautologische Feieransage für Weihnachten zu wenig ist, kann sich auch bei feministischen Theologinnen darüber schlau machen, welchen Anlass es für feierliche, nachdenkliche oder auch politische Stimmung gäbe.

Erstaunlicherweise verweisen auch sie auf die Geburt Jesu Christi - und das soll die feministische Erkenntnis sein? Nicht ganz. Feministische Theologinnen leiten aus diesem Ereignis eine eigene Ethik ab, in dessen Mittelpunkt die Erkenntnis steht, dass der Mensch "in Abhängigkeit" geboren wird. Die Theologin und Philosophin Ina Praetorius drückt es so aus, dass der Mensch (und nebenbei auch "Gottes Sohn") "in Form einer Beziehung" zur Welt gekommen ist, was nicht nur theologische, sondern auch ethische und politische Implikationen hat. Und diese machen wiederum vor der geschätzten Atheistin nicht halt. (freu)

---Contra

Betrachten wir die Sache einmal reduziert auf das Wesentliche. Bereinigt vom ganzen Schnick-Schnack der Emotionen oder dessen, was in diesem Zusammenhang damit assoziiert wird: die Sehnsucht nach Liebe, Friede, Eierkuchen. Die ist natürlich legitim, spießt sich jedoch gerade mit dem, was da gefeiert wird.

Denn vom linkspolitischen feministischen Gesichtspunkt aus wurde mit der "Geburt des Erlösers" das Desaster für die Frauen manifestiert. Weihnachten als christliches Fest - auch wenn die Wurzeln heidnisch sind - treibt die Feier des männlichen Symbolismus auf die Spitze. Die phallozentrische Ein-Gott-Lehre aller Monotheismen überhöht und glorrifiziert das Männliche, während sie gleichzeitig das Weibliche degradiert.

Frauen sollten feiern, so oft sie nur wollen. Aber wenn sie es zu Weihnachten in traditioneller Form tun, sollte ihnen bewusst sein, wo und wann die kulturelle Diskriminierung ihrer Geschlechtsklasse den Ausgangspunkt genommen hat. (dabu)