Die chaldäische Kirche, die größte im Irak, ist nicht einfach nur "christlich" , sie ist mit Rom uniert: Das heißt, wenn Kardinal Schönborn Chaldäer aus dem Irak aufnimmt, dann holt er sich Katholiken ins Haus. Die Beziehungen zwischen Wien und den irakischen Diözesen sind eng, und Schönborn weiß gut, was sich dort und bei den anderen christlichen Gemeinden abspielt.

Ist der Wunsch des Kardinals, seinen Glaubensbrüdern und -schwestern besonders beizustehen, verständlich, so stellt sich die Lage für einen Staat schon etwas komplizierter dar. Die ethische Frage einmal beiseite, was es heißt, der Schutzbedürftigkeit die Religion als Aufnahmekriterium beizugesellen: Es bedürfte einer akkordierten Aktion von Außen- und Innenministerium, die Selektion von Flüchtlingen in die Wege zu leiten, schon bevor diese einen Antrag gestellt haben. Das heißt, irakische Christen in Syrien und in Jordanien würden dort ausgesucht und mit einer Einreisebewilligung nach Österreich ausgestattet, basierend auf einem Quasi-Okay des Bundesasylamts im Vorfeld, um dann hier Asyl zu beantragen und erhalten zu können. Kann sich das jemand ernsthaft vorstellen?

"Unüblich" heißt auch die Experten-Auskunft. Die Steuerung läuft auf anderen Wegen, solchen, die der Innenministerin nicht gefallen würden. Beispiel Schweden: Dort haben seit 2003 überdurchschnittlich viele Iraker Asyl gefunden, und überdurchschnittlich viele davon sind Christen. Da die Anerkennungsquote hoch war, wuchs eben auch die Zahl der Asylsuchenden. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, Printausgabe, 24./25./26.12.2008)