Im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise ist in den USA jetzt auch die Kirchenbau-Blase geplatzt. Nach Jahren steigender Ausgaben sind heuer laut Angaben mancher Experten mehr der 335.000 US-Gotteshäuser als je zuvor mit ihren Schuldzahlungen in Verzug gekommen. Denn Rezession, Immobilienkrise und steigende Arbeitslosigkeit mindern die Spendenfreudigkeit von Kirchengängern. Das Resultat: eine Welle von Zwangsversteigerungen, wie sie heuer am US-Häusermarkt bereits gang und gebe geworden sind. Laut eines Berichts im Wall Street Journal haben bereits mehrere US-Kirchen und zumindest eine auf Kirchenfinanzierung spezialisierte Finanzfirma den Ausgleich angemeldet.

So musste heuer etwa die 125 Jahre alte Mount Calvary Baptist Church in Jacksonville, Florida Bankrott erklären. Und die St. Andrew Anglican Church in Maryland wurde kürzlich für 700.000 Dollar von der Bank aufgekauft, die ihre Zwangsversteigerung angeleiert hatte. "Kirchen haben mehr (Finanz-)Belastung als wir je gesehen haben," sagte Mark Holbrook, Präsident der Evangelical Christian Credit Union dem Wall Street Journal. Seine Firma ist auf Kirchenkredite spezialisiert und hat bereits die Foreclosures von sieben ihrer insgesamt etwa 2000 Mitgliedskirchen angeregt. In ihrer 45-jährigen Geschichte hatte die ECCU davor nur zwei Kirchen zwangsversteigert.

Damit scheint ein in den 90er-Jahren begonnener Kirchen-Bauboom in den Vereinigten Staaten zu Ende. Er hatte manche Gotteshäuser in Megakirchen verwandelt, die als soziale Zentren fungierten. So wurden etwa oft Zusatzangebote wie Swimmingpools, Bücherläden, Kaffee-Bars und Turn- und Fitnesshallen angebaut.

Laut der US-Volkszählungs-Behörde gaben Glaubenshäuser im Jahre 2007 satte 6.2 Milliarden Dollar aus. Im Jahre 1997 waren es nur 3.8 Milliarden Dollar gewesen. (sza/DER STANDARD, Printausgabe, 24./25./26.12.2008)