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Der Papst segnete bei der Mitternachtsmesse Kinder.

Foto: AP /Gregorio Borgia

Rom  - Papst Benedikt XVI. hat in seiner Weihnachtsbotschaft an die Solidarität der Menschen in schweren Zeiten appelliert. "Wenn jeder nur an seine eigenen Interessen denkt, kann die Welt nur zugrunde gehen", erklärte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Donnerstag in seiner Ansprache vom Balkon des Petersdoms in Rom. Teile der Rede schienen auf die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise zugeschnitten.

Das Herz der christlichen Botschaft gelte für alle Männer und Frauen, sagte der Papst. Sie gelte auch dort, wo eine immer ungewissere Zukunft mit Sorge betrachtet werde, sogar in wohlhabenden Ländern. Möge das Licht der Weihnacht die Menschen an all diesen Orten ermutigen, ihren Teil im Geist authentischer Solidarität beizutragen, sagte Benedikt. Er hoffe, das Licht der Weihnacht werde auch an Orte ausstrahlen, wo die Grundlagen für ein Überleben fehlten, sagte der Papst, ohne Länder namentlich zu nennen.

Afrika und Nahost

Einen Teil seiner Ansprache widmete Benedikt Afrika. Er erinnerte an das Leid der Menschen in Krisengebieten wie Simbabwe, dem Kongo, Darfur im Sudan oder Somalia. Auch auf die Spannungen im Nahen Osten, "wo sich der Horizont für die Israelis und Palästinenser erneut zu verfinstern scheint", ging der Papst ein. Auch den Libanon und den Irak nannte er. Er hoffe, dass Dialog und Verhandlungen die Oberhand behielten und gerechte und dauerhafte Lösungen für die Konflikte in der Region gefunden würden.

Anschließend erteilte er den Segen Urbi et Orbi (der Stadt und dem Erdkreis). Zum Abschluss wünschte das Oberhaupt der katholischen Kirche den Zehntausenden auf dem Petersplatz versammelten Menschen in 64 Sprachen ein frohes Weihnachtsfest. Auf Deutsch sagte er: "Die Geburt Jesu Christi, des Erlösers der Menschen, erfülle euer Leben mit tiefer Freude und reicher Gnade. Sein Friede möge in euren Herzen wohnen. Gesegnete und frohe Weihnachten!"

In der Mitternachtsmesse erinnerte Benedikt XVI. zuvor an das Leid ausgebeuteter und missbrauchter Kinder. Er rief die Gläubigen dazu auf, diesen Kindern zu helfen. Außerdem betete das Oberhaupt der katholischen Kirche auch in der Nacht zum Donnerstag für ein Ende des Konflikts im Nahen Osten.

Predigt im Petersdom

"In dieser Nacht denken wir daher besonders auch an die Kinder, denen die Liebe der Eltern versagt ist. An die Straßenkinder, denen kein Zuhause geschenkt ist. An die Kinder, die als Soldaten missbraucht und zu Werkzeugen der Gewalt gemacht werden, anstatt Träger der Versöhnung und des Friedens sein zu dürfen. An die Kinder, die durch die Porno-Industrie und durch all die schändlichen Formen des Missbrauchs bis in die Tiefe ihrer Seele hinein verwundet werden", erklärte der 81-jährige Papst in seiner auf Italienisch gehaltenen Predigt im Petersdom.

"Und wenn wir vom Kind von Bethlehem sprechen, denken wir auch an diesen Ort Bethlehem und denken an das Land, in dem Jesus gelebt und das er zutiefst geliebt hat. Und wir beten darum, dass dort Friede werde. Dass der Hass und die Gewalt enden. Dass Verstehen erwache, eine Offenheit der Herzen, die die Grenzen öffnet. Dass der Friede einkehre, von dem die Engel in jener Nacht gesungen haben."

Als der Papst in der Nacht den Petersdom verließ, kam es zu einem kleinen Zwischenfall. Ein Mann, der die Absperrungen überwunden hatte, näherte sich Benedikt, wurde aber rasch von Sicherheitsleuten überwältigt. Vatikansprecher Federico Lombardi sagte, der Papst habe seinen Weg ruhig fortgesetzt. Es gebe keinen Hinweise darauf, dass der Mann bewaffnet gewesen sei. Vermutlich habe er den Papst einfach begrüßen wollen. (APA/AP/dpa)