Zagreb/Wien - Sogar im slowenisch-kroatischen Grenzstreit ist Weihnachtsfriede eingekehrt. "Wir sind Freunde, und wir wollen Freunde bleiben", sagte der kroatische Ministerpräsident Ivo Sanader am Heiligen Abend in einem Fernsehinterview, in dem er klar gegen den Boykott slowenischer Unternehmen durch seine Landsleute Stellung bezog. Ljubljana blockiert seit voriger Woche einen Großteil der kroatischen EU-Beitrittsgespräche, weil es sich vom Nachbarland im bilateralen Grenzkonflikt übervorteilt sieht.

Boykott

Sanader hatte Slowenien wegen des "beispiellosen" Schritts scharf angegriffen und ihm "Erpressung" und eine Verletzung europäischer Grundprinzipien vorgeworfen. In Kroatien überboten sich Experten und Aktivisten daraufhin mit Vorschlägen, wie man es dem schon bisher nicht besonders geliebten Nachbarn heimzahlen könne. So kursierten im Internet Aufrufe zum Boykott slowenischer Waren, es wurde zur Nichtzahlung der slowenischen Autobahnvignetten aufgerufen, selbst die Einführung von Strafzöllen und die Rücknahme der mit der EU vereinbarten Öffnung des kroatischen Immobilienmarktes für Slowenen wurde diskutiert.

Der Regierungschef distanzierte sich im Interview mit dem kroatischen Fernsehsender Nova nicht nur von diesen Aufrufen, sondern machte zugleich Werbung für die slowenische Luftlinie Adria Airways. Als er am Montag zur Eröffnung eines Autobahnabschnitts nach Dalmatien geflogen sei, habe er "mit Genuss" eine Adria-Maschine bestiegen. "Das Regierungsflugzeug war nicht in Zagreb und die kroatische Autobahngesellschaft bestellte ein slowenisches Flugzeug. Ich flog mit Genuss mit dem slowenischen Flugzeug nach Split", sagte Sanader nach Angaben der kroatischen Nachrichtenagentur Hina.

"Deblockierung"

Kroatien werde eine "Deblockierung" der jetzigen Situation erreichen, die auch für Slowenien nicht vorteilhaft sei, versprach der Regierungschef. Auf Einzelheiten wollte er nicht eingehen. Bisher hatte Zagreb es vehement abgelehnt, die Forderungen Ljubljanas im Grenzstreit zu akzeptieren. Beide Staaten werfen einander vor, die Beitrittsverhandlungen dazu zu missbrauchen, um sich Vorteile im seit 1991 ungelösten Grenzkonflikt zu verschaffen. (APA)