London/Johannesburg - Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu hat seinem Heimatland Südafrika wegen des Konflikts in Simbabwe schwere Vorwürfe gemacht. Er sei "zutiefst enttäuscht", dass Südafrika Anstrengungen in den Vereinten Nationen blockiere, etwas gegen den simbabwischen Präsidenten Robert Mugabe zu unternehmen, sagte der Erzbischof dem britischen Sender BBC an Heiligabend. Südafrika habe kein "moralisches Gewissen" mehr und habe "das Erbe seiner eigenen Geschichte betrogen". "Ich bin sehr, sehr erschüttert, dass wir nicht auf der Seite der Leidenden sind." Der 77-Jährige vertrat erneut die Auffassung, dass Gewalt notfalls eine Option sei, um Mugabe zu entmachten.

Auch Papst Benedikt XVI. würdigte in seiner Weihnachtsbotschaft den Wunsch der Simbabwesen, die schon zu lange von einer sich weiter verschärfenden politischen und sozialen Krise zermalmt würden, nach Wandel. Verschärft wird die Lage durch grassierende Cholera-Epidemie, die nach UNO-Abgaben bisher mindestens 1174 Todesopfer gefordert hat. Fast 24.000 Menschen sind erkrankt.

Der britische Außenminister David Miliband erneuerte Forderungen nach einem Rücktritt Mugabes und schrieb in der Zeitung "The Times", jeder normale Mensch verstehe, dass Mugabes Missmanagement Simbabwes Sturz ins Chaos nur beschleunige.

Menschenrechtsaktivistin nicht ins Krankenhaus gebracht

Die prominente Menschenrechtsaktivistin Jestina Mukoko (54) bleibt unterdessen ungeachtet einer richterlichen Anordnung zusammen mit mehreren Mitstreitern in Haft. In Simbabwes Hauptstadt Harare war die seit dem 3. Dezember zunächst spurlos verschwundene Mukoko am Heiligabend vor Gericht erschienen. Ihr wird Verschwörung zum Sturz der Regierung von Präsident Robert Mugabe vorgeworfen. Bei einer Verurteilung droht ihr und acht Mitangeklagten die Todesstrafe. Der Richter ordnete an, dass sie zur Untersuchung von Foltervorwürfen in ein Krankenhaus gebracht werden sollte. Auch 23 weitere Menschenrechtler sollten demnach auf freien Fuß gesetzt werden, da ihre Inhaftierung illegal sei. Nach Angaben ihrer Anwälte wurden sie jedoch in ein Hochsicherheitsgefängnis verlegt.

Nach Informationen der südafrikanischen Zeitung "The Star" war Mukoko vom "Zimbabwe Peace Project" unter Folter zu falschen Geständnissen vor laufender Kamera gezwungen worden. Das Projekt dokumentiert brutale Übergriffe in Simbabwe. Für Mukokos Freilassung hatten sich zahlreiche internationale Organisationen eingesetzt. (APA/dpa)