Grafik: STANDARD

Linz - Wäre am Sonntag Nationalratswahl, würde die Reihung an der Spitze nicht viel anders aussehen als derzeit: Die SPÖ läge mit 31 Prozent etwa vier (zuletzt 3,28) Prozentpunkte vor der ÖVP. Und dennoch würde wahrscheinlich nicht über Werner Faymann oder Josef Pröll berichtet werden - vielmehr würde Heinz-Christian Strache mit seiner FPÖ als der wahre Gewinner der Wahl ausgewiesen werden. Denn seit dem Wahlgang am 28. September hat die FPÖ fünfeinhalb Prozentpunkte dazugewonnen.

Jetzt steht es 31:27:23 für SPÖ, ÖVP und FPÖ, Grüne und BZÖ liegen in der Sonntagsfrage gleichauf, aber weit abgeschlagen bei jeweils neun Prozent. Diese Werte sind relativ stabil, betont Werner Beutelmeyer, der Chef des Linzer market-Instituts, das diese Umfrage zu Wochenbeginn für den Standard durchgeführt hat.

Schon in der 48.Woche - das war jene, in der die Regierung gebildet wurde - hatte sich das Aufholen der FPÖ angedeutet, während die ÖVP kaum vom Fleck kommt. Wie die Grafik zeigt, repräsentieren die Freiheitlichen derzeit am stärksten die Opposition in Österreich: „Fritz Dinkhauser oder Heide Schmidt spielen mit ihren Listen im Bewusstsein der Österreicher gar keine Rolle mehr - da ist natürlich ein gewisses brachliegendes Protestpotenzial da, das die FPÖ teilweise aufschnupfen kann. Dazu kommt aber auch, dass das BZÖ ohne Haider zurückfällt, während es Strache gelingt, sich als Führungsfigur des dritten Lagers zu inszenieren", sagt Beutelmeyer.

Auch wenn die Stichprobe mit 400 Befragten über die Wähler von Kleinparteien wenig Aussagen zulässt, so lässt sich doch erkennen, dass in der Kanzlerfrage die wenigen deklarierten BZÖ-Wähler eher Strache als den eigenen Spitzenmann Herbert Scheibner nennen. Deshalb punktet Strache stark in Südösterreich, wo das BZÖ seine Kärntner Wählerbasis hat. Bundesweit wollen nur acht Prozent Strache als Kanzler, besonders junge und männliche Befragte.

Faymann klar vor Pröll

Die - fiktive - Bundeskanzlerdirektwahl würde Amtsinhaber Werner Faymann ziemlich deutlich gewinnen: 34 Prozent würden dem SPÖ-Spitzenmann ihre Stimme geben. Besonders gut kommt er bei Männern und bei älteren, wenig gebildeten Befragten an. Und: Die Anhänger seiner eigenen Partei stehen geschlossener hinter ihm als die ÖVP-Anhänger hinter Pröll.
Josef Pröll käme in der Direktwahl nur auf 25 Prozent, für ihn sind besonders weibliche Wähler.
Nur vier Prozent würden die Grüne Eva Glawischnig wählen, sie punktet vor allem in der höchsten Bildungsschicht. (Conrad Seidl/ DER STANDARD Printausgabe, 27./28.12.2008)