In deutschen Kinos gekürzt zu sehen: Robert Downey jr. fackelt in "Iron Man" ein Waffenlager ab.

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Hitlerparodien sind kein Wagnis mehr, Scherze über Bayers "Aspirin C" sind jedoch zu heiß fürs Privatfernsehen.

Foto: ProSieben

Weihnachten ist vorbei, die Verwandtschaftsbesuche abgehakt und geschenkte Unterhaltungsmedien können in Ruhe dem ersten Härtetest unterzogen werden.

Gerade bei Spielfilmen oder DVD-Sammelboxen von TV-Serien entpuppt sich so manches Geschenk als (un)willkommene Überraschung.

Denn selbst bei unverdächtigen TV-Serien sind Szenen zu finden, die so nicht im Fernsehen gezeigt wurden.

Das liegt einerseits an der besten Sendezeit nach 20 Uhr, wohl aber auch daran, dass etwa der Pharmakonzern Bayer als Werbekundschaft kein Interesse an einer parodistischen Gleichsetzung von Aspirin und Heroin in einer auf ProSieben ausgestrahlten Comedysendung hat. So zu sehen auf der unzensierten "Switch Reloaded Vol. 3"-DVD-Sammlung mit Untertitel "Zu hart fürs Fernsehen". Auch US-Serien wie die Arztserie "Dr. House" oder diverse Forensiker-Serien der "CSI"-Staffeln sparen nicht an Blut und Beuschel - auf DVD bieten die Obduktionen jedoch weit tiefere Einblicke als es bei ORF oder RTL der Fall ist.

Wirtschaftliche Gründe

Das ärgert vor allem Serienaficionados, die ihre Lieblingsserie gern unzensiert sehen würden. Für Gerald Wurm von der Internetplattform schnittberichte.com sind es meist wirtschaftliche Gründe, weshalb Sender solche Serien "entschärfen": "Filme und TV-Serien sind für viele in erster Linie ein Produkt, mit dem Geld verdient werden muss."

Mit dem Wegschneiden expliziter Darstellungen von Obduktionen oder Gewaltanwendungen lässt sich die Zahl der Zuseher auf Kosten des Originalschnitts maximieren. Doch können bei zu grobem Schnitt handlungswichtige Elemente verlorengehen. Das betrifft nicht nur Genrefilme und zerstückelte Klassiker im TV-Programm, sondern auch aktuelle Blockbuster wie "Iron Man".

Hier fehlten in der deutschen Kinofassung etwa ganze Szenen, in denen Schauspieler Robert Downey jr. als stählerner Kampfkoloss ein Waffenlager niederbrennt oder Geiselnehmer der Selbstjustiz durch die Opfer überlässt.

Dieselbe Altersfreigabe

Der deutsche ConcordeVerleih wollte damit einen Verkauf an 12-Jährige ermöglichen. Die gewinnbringende Maßnahme wurde aber vom deutschen Jugendschutz persifliert. Denn die ungekürzte DVD-Fassung erhielt dieselbe Altersfreigabe wie die Kinoversion.

Welche DVD nun unterm Tannenbaum lag, war für ahnungslose Käufer am Siegel der "Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft" (FSK) nicht auszumachen. Über solche Zensur, "die in der Regel nur vom Konsumenten unbemerkt erfolgt", sollen die Schnittberichte aufklären. Generell sollte man, so Wurm, "von Schlimmerem ausgehen, wenn es um Filme für Erwachsene zur Primetime geht". (Georg Horvat, DER STANDARD; Printausgabe, 27./28.12.2008)