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Die "Sonderanstalt" auf der Saualm ist laut den Kärntner Landesverantwortlichen eines der besten Flüchtlingsquartiere. Laut Ex-Insassen ist sie ein Ort der Schikanen.

F.: APA/ Eggenberger

Der Kärntner Flüchtlingsbeauftragte Gernot Steiner sieht "für Kompromisse keinen Grund": Die vielkritisierte "Sonderanstalt für straffällig gewordene Asylwerber", die das Land auf der abgelegenen Saualm betreibt, zähle "zu den besten Flüchtlingsquartieren, die wir haben: Exzellente Verpflegung, Internetanschluss, in jedem Zimmer Sat-Fernsehen in der Landessprache des Bewohners", preist er im STANDARD-Gespräch an.

Daher - so Steiner - werde sich an den Unterbringungsbedingungen auf der Saualm "nichts ändern" - auch für den Fall nicht, dass einige jener Asylwerber, die das Quartier am Montag unter Protest verlassen hatten, dorthin zurückkehrten: eine "Lösung" , die zumindest für zehn der 15 Saualm-Flüchtige am Freitag immer wahrscheinlicher wurde.

"Das Geld und die Ressourcen, um alle15 Männer privat zu versorgen, gibt es in Kärnten nicht", stellte der Obmann der Grünen im Landtag, Rolf Holub, ernüchtert fest. Zwar existierten "Signale aus der SP", dass man bereit sei, sich an den 2850 Euro für die Übernachtung der Gruppe in einer Krumpendorfer Pension bis nächsten Montag zu beteiligen, aber mehr nicht: "Wir werden uns bemühen, zumindest den fünf Chronisch-Kranken ein anderes Quartier zu verschaffen", kündigte Holub an.

Tatsächlich steht es laut dem Standard vorliegenden Befunden einer Klagenfurter Ärztin um die Gesundheit dieser Männer schlecht. Drei von ihnen leiden an Hepatitis C, zwei sind auf Drogen- entzug, einer ist schwer traumatisiert, seit er im Tschetschenienkrieg an einem einzigen Tag seine sechs Kinder, seine Frau und seinen Vater verloren hat.

"Einen Arzttermin zu bekommen ist ein Riesenproblem. Uns wurde gesagt: 'Geht zu Fuß, wir sind kein Taxiunternehmen.' Die Entfernung beträgt aber 17 Kilometer", notierten die Ex-Saualmbewohner in einer "Erklärung" für ihre Flucht. "Das stimmt nicht: Einer der Asylwerber wurde täglich in den nächsten Ort gefahren, um am Methadonprogramm teilnehmen zu können", widerspricht Steiner. Auch die laut der Erklärung "erniedrigenden" Zimmerkontrollen durch Security-Beamte seien nötig: Immerhin handle es sich um "Personen, vor denen die Kärntner Bevölkerung sich fürchtet." Ursprünglich habe man in der Anstalt sogar eine Detektorsperre "wie am Flughafen" installieren wollen.

Zogajs: Kein Entgegenkommen

Keine Anzeichen für einen Kompromiss gab es am Freitag auch im Fall Zogaj. Das Asylverfahren Albin (7), Albona (9), Alfred (17) und Alban (18) Zogajs in Ungarn, die dort - wie berichtet - beim Versuch, illegal nach Österreich zu kommen, aufgegriffen worden sind, werde "sicher mehrere Monate" dauern, berichtet Zogaj-Anwalt Helmut Blum.

Nach Österreich weiterreisen könnten die minderjährigen Zogaj-Sprösslinge nur, wenn Mutter Nurije und Schwester Arigona hier einen Aufenthaltstitel hätten. Einen solchen würden sie nach einem neuen, angenommenen Asylantrag erhalten - den sie jedoch nur in den Erstaufnahmezentren Traiskirchen oder Thalham stellen können: "Sie haben Angst, dass sie dort gleich dabehalten werden", berichtet Blum, "die Flucht der Kinder hat alles noch schlimmer gemacht." (Irene Brickner, DER STANDARD; Printausgabe, 27./28.12.2008)