Als ihr Vorgänger Felix Joklik 2004 Generaldirektor der Wiener Stadtwerke wurde, versprach er, im ersten Jahr seiner Amtszeit die Tarife der Wiener Linien nicht zu erhöhen. Gabriele Payr, die das Amt am 1. Jänner übernimmt, will dieses Versprechen nicht abgeben.
Denn die 49-jährige Juristin ist generell auf der vorsichtigen Seite - und damit auf der sicheren. Seit 1981 im Dienst der Stadt Wien, weiß sie, wie das Werkel läuft. Einen Namen machte sich die Wienerin als "Umkremplerin": "Der Ruf, dass ich alles umorganisiere, eilt mir voraus", bestätigt sie.
1996 war Payr laut Medienberichten noch die "Herrin des Wiener Gemeindebaus", ihr Chef zu dieser Zeit, Werner Faymann, damals Wohnbaustadtrat, jetzt Bundeskanzler, nannte sie die "Zwölf-Milliarden-Schilling-Frau". 2000 avancierte die Juristin zur Direktorin der städtischen Hausverwaltung Wiener Wohnen, die für 220.000 Gemeindewohnungen zuständig ist. 2004 wurde sie Vorstandsmitglied der Wiener Stadtwerke und Generaldirektorstellvertreterin. Verantwortlich war sie etwa für die Bestattung: Dass aus der Magistratsabteilung 43 (Friedhöfe) die Friedhöfe GmbH und somit ein Unternehmen der Stadtwerke wurde, ist ihr zuzuschreiben.
"Jetzt geht es um konzernweite Projekte", sagt Payr vor ihrem Start als Stadtwerke-Chefin. Ein Schritt dorthin sei eine gemeinsame Konzernzentrale: Der Mietvertrag für TownTown sei bereits abgeschlossen". Umzugstermin: 2010. Die Wiener Stadtwerke sind mit 70 Einzelunternehmen und 15.500 Mitarbeitern der größte kommunale Infrastrukturdienstleister in Österreich. 8000 Menschen sind allein bei den Wiener Linien beschäftigt. "Damit haben wir eine personelle Untergrenze erreicht", sagt Payr. Die größten Gewinne erzielen die Stadtwerke im Energiesektor. Mit Strom, Gas und Fernwärme versorgen sie zwei Millionen Kunden. 2007 erwirtschafteten sie damit 1,9 Milliarden Euro Umsatz.
Alles Geld fließt laut Payr wieder zu den Stadtwerken zurück. Wären diese an der Börse notiert oder wäre einer ihrer Teile privatisiert, "wäre es nicht einfach, das Geld in die gleiche Sparte zu stecken", sagt sie. Damit ist sie voll auf Linie mit der roten Stadtregierung. Die Stadt Wien ist die Eigentümerin der Stadtwerke, die 1999 - sehr zum die ihre Kontrollmöglichkeiten schwinden sah - aus der Gemeindeverwaltung ausgegliedert wurden.
Zu ihren Plänen hält sich Payr noch bedeckt. Auch was sie mit den Mehreinnahmen machen will, die die Stadtwerke durch die Strom- und Gaspreiserhöhung im November 2008 lukrieren, sagt sie nicht: "Wir erreichen Kostendeckung, dabei ist aber auch ein Plus wichtig, damit wir bei den Preisen nicht so oft schwanken müssen, wenn der Einkauf teurer wird."
Taxis statt Dienstwagen
Sparen will sie dennoch: Die Stadtwerkemanager sollen künftig nicht einen Wagen mit Chauffeur haben, sondern mit den C&K-Flughafentaxis, die vom Konzern aufgekauft wurden, versorgt werden. Payr selbst, die sich jede Woche einmal Zeit fürs Tanzen (mit ihrem Mann) und Reiten (mit ihrer 20-jährigen Tochter) nimmt, verzichtet aufs Dienstauto, wo es nur geht - und fährt stattdessen mit Öffis. (Marijana Miljkovic, DER STANDARD; Printausgabe, 27./28.12.2008)