Conakry/Paris/Dakar - Drei Tage nach dem Militärputsch im westafrikanischen Guinea sind in der Hauptstadt Conakry am Freitagabend trotz einer Ausgangssperre Schüsse gefallen. In Ratoma, einem Vorort der Hauptstadt, wurde nach Angaben eines Militärvertreters ein junger Mann durch eine verirrte Kugel verletzt. Bei den Schüssen habe es sich um Warnschüsse gehandelt, um die Bewohner aufzufordern, nach Hause zu gehen, hieß es.

Gewehrfeuer zu hören

Nach Angaben von AFP-Journalisten war am Abend auch im Viertel Kaloum, dem Sitz zahlreicher Behörden, Gewehrfeuer zu hören gewesen. Die Putschisten vom "Nationalrat für Entwicklung und Demokratie" (CNDD) forderten die Bewohner von Conakry im staatlichen Rundfunk auf, die Sperre von 20.00 Uhr bis 06.00 Uhr unbedingt zu befolgen.

Zuvor hatten mehr als 30.000 Menschen dem verstorbenen Machthaber Lansana Conte die letzte Ehre erwiesen. Er wurde in seinem Heimatdorf, etwa 100 Kilometer von Conakry entfernt, beigesetzt. Der Präsident war am Montag nach 24-jähriger Herrschaft im Alter von über 70 Jahren gestorben.

Unmittelbar nach seinem Tod putschten sich führende Militärs um Hauptmann Moussa Dadis Camara an die Macht; dieser rief sich am Mittwoch zum neuen Präsidenten aus. Conte war selbst im April 1984 durch einen Putsch an die Macht gekommen und hatte das rohstoffreiche Land seitdem mit eiserner Hand regiert. Die Militärjunta hat für Ende 2010 Wahlen angekündigt.

Nach Einschätzung des senegalesischen Präsidenten Abdoulaye Wade verdient die Junta internationale Unterstützung. Wade warnte am Freitag vor einer Einmischung ausländischer Mächte in die inneren Angelegenheiten des kleinen Staates. Bei einer Pressekonferenz in der Residenz des senegalesischen Botschafters in Paris sagte Wade weiter, er bitte die Europäische Union, Frankreich und die Weltbank um Unterstützung der Junta.

Junta gibt Pläne bekannt

Putschistenführer Camara habe ihn gebeten, der internationalen Gemeinschaft zu versichern, dass die Umstürzler gute Absichten hätten. Sie hätten die Macht nicht der Macht willen übernommen, sondern um soziale und ethnische Auseinandersetzungen zu vermeiden.

Die Junta selbst will am heutigen Samstag ausländischen Diplomaten ihre Absichten darlegen. Dazu seien unter anderen Vertreter der Vereinten Nationen, der EU und der Afrikanischen Union (AU) eingeladen worden, sagte Camara am Donnerstagabend im nationalen Rundfunk.

Frankreich nimmt Einladung an

Die Putschisten im westafrikanischen Staat Guinea haben die internationale Gemeinschaft zu einem Treffen eingeladen. Das französische Außenministerium in Paris teilte mit, Frankreich werde am Samstag als derzeitiger Ratspräsident die Europäische Union bei der Konferenz in einer Kaserne der Hauptstadt Conakry vertreten.(APA/AFP/dpa)