Wien/Semmering - Kurz vor dem Jahreswechsel kommt der alpine Damen-Skiweltcup wieder vor die Tore einer Großstadt. Über 20.000 Zuschauer werden wieder den eine Autostunde von Wien entfernten Semmeringer "Zauberberg" stürmen, wo am Sonntag ein Riesentorlauf (10.30/13.30 Uhr) und am Montag ein Flutlicht-Slalom (15.30/18.30 Uhr) steigt. Vor allem der Nachtslalom könnte trotz des Fehlens von Marlies Schild wieder zum "Schladming des Damen-Weltcups" werden. Bei der letzten Auflage 2006 kamen alleine zu diesem Österreich-Rennen 15.000 Fans.

Für Österreichs Damen kommt das Heim-Double gerade recht, hat es doch in den bisher zehn Rennen der Saison 2008/2009 gerade einen Sieg durch Kathrin Zettel im Auftakt-Riesentorlauf in Sölden gegeben. Und die Damen von ÖSV-Cheftrainer Herbert Mandl sind zuletzt mit der eigenwilligen und wieder pickelhart präparierten Panorama-Piste (Mandl: "Oben flach, aber gewunden, jeder Schwung ist anders, dann eher steil") toll zurecht gekommen, haben in dem kesselartigen Weltcup-Gelände alles andere als einen "Heimkomplex" gezeigt.

2004 gewann Marlies Schild beide Rennen, 2006 siegte Kathrin Zettel im Riesentorlauf und holten die ÖSV-Girls gleich fünf von sechs möglichen Podestplätzen. Ein Erfolg, der in diesem Ausmaß alleine schon deshalb kaum wiederholbar scheint, weil mit Schild die Slalomkönigin der vergangenen Jahre verletzt fehlt.

"Sie fehlt uns ganz sicher, denn damit haben wir mit Nicole Hosp und Zettel nur zwei, die im Slalom auf das Podest fahren können", sagte Mandl nach dem Riesentorlauf-Abschlusstraining am Samstag auf der Reiteralm. Hosp hat sich von ihren gesundheitlichen Dauer-Problemen gut erholt und ist "überfällig" für einen Sieg, ihr letzter (Slalom vergangenen Jänner in Marburg) liegt ja schon fast ein Jahr zurück.

Während die selbst nur eine Autostunde vom Semmering entfernt wohnende Zettel als Lokalmatadorin und mit dem Selbstbewusstsein des Sölden-Sieges aufs Ganze geht, wird Hosp vielleicht nicht alles aufs Spiel setzen. "Kathrin ist in guter Form und brennt auf weitere Erfolge. Niki hat hingegen im Riesentorlauf erst ein Resultat", erklärte Mandl. "Beide sind aber sogar gut für den Sieg."

Mit der Kapfenbergerin Elisabeth Görgl kommt die eigentliche Lokalmatadorin aber aus der Steiermark. "Mit ihr kann man vor allem im Riesentorlauf rechnen", ist Mandl überzeugt. Zettel freut sich ebenfalls schon seit Wochen auf die Semmering-Atmosphäre: "Die Stimmung dort ist wegen der dicht an der Strecke stehenden Fans einzigartig, ein richtiger Hexenkessel!" Von den bisher fünf Riesentorläufen am Semmering gingen durch Anita Wachter (1998), Schild (2004) und Zettel (2006) drei an Österreich.

Weiter geht am Semmering auch der Kampf um den Gesamtweltcup, in dem die anfangs so überlegene Lindsey Vonn (USA) zuletzt fast den gesamten Vorsprung eingebüßt hat. Eine der Profiteurinnen war Hosp, die als Gesamt-Vierte hinter Vonn (438 Punkte), Tanja Poutiainen (400) und Maria Riesch (378) nur noch 70 Punkte Rückstand aufweist. Die Tirolerin war am Zauberberg schon Zweite und Dritte, nur der Sieg fehlt ihr dort noch. "Es wäre also an der Zeit", betonte die Bichlbacherin.

Auch Marlies Schild - zuletzt schon beim Herrenrennen in Alta Badia vor Ort - wird den Semmering-Rennen einen Besuch abstatten. Aber nicht, weil "zufällig" der Titel des gleichnamigen Weltcupbildes von Maler Christian Ludwig Attersee "Slalomkönigin" lautet. Die verletzte Salzburgerin hat vielmehr Sponsor-Termine und kann im Flutlicht-Slalom u.a. ihrer jüngeren Schwester Bernadette (18) die Daumen drücken.

Schon im Riesentorlauf debütiert mit der 19-jährigen Steirerin Karin Hackl eine Läuferin, die wie Schild in Admont geboren ist. Die gleichaltrige Kärntnerin Carmen Thalmann fährt im Slalom erstmals um Weltcuppunkte. "Wenn die Jungen die Qualifikation schaffen, wäre das schon ein Erfolg", sagte Mandl. (APA)

ÖSV-Aufgebot für die Damenrennen am Semmering:

Riesentorlauf (Sonntag, 28. Dezember/10): Nicole Hosp, Kathrin Zettel, Michaela Kirchgasser, Elisabeth Görgl, Silvia Berger, Eva-Maria Brem, Andrea Fischbacher, Anna Fenninger, Stefanie Köhle, Karin Hackl

Slalom (Montag, 29. Dezember, 9): Hosp, Zettel, Kirchgasser, Fenninger, Simone Streng, Katrin Triendl, Bernadette Schild, Alexandra Daum, Carmen Thalmann