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Schlierenzauer (li) und Morgenstern strahlen mehr oder weniger Zuversicht aus.

Foto: AP/ Stache

Oberstdorf - ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner hat sich zwei Tage vor Beginn der Vierschanzen-Tournee angriffslustig gegeben. "Wir wollen den Tourneesieg, tiefstapeln nützt nichts", betonte Pointner, der mit dem zweifachen Saisonsieger Gregor Schlierenzauer, Weltcup-Titelverteidiger Thomas Morgenstern und dem dreimaligen Saison-Zweiten Wolfgang Loitzl gleich drei Sieganwärter in seinen Reihen hat, am Samstagabend in Oberstdorf.

"Dieses Jahr ist wieder so ein Kribbeln da. Vor neun Jahren beim Sieg von Andreas Widhölzl hatte ich ein ähnliches Gefühl", sagte Pointner, der beim bis dato letzten rot-weiß-roten Triumph im Jahr 2000 Co-Trainer war, "der Sieg ist aber nicht planbar, das hat man letztes Jahr gesehen". Die sieben ÖSV-Springer, die am Montag den Auftakt der 57. Tournee-Auflage in Angriff nehmen, seien allesamt fit und bestens vorbereitet. Auch Vorjahressieger Morgenstern, der in Engelberg im Probedurchgang gestürzt war und eine Oberschenkelprellung davongetragen hatte, habe seine Blessur über Weihnachten auskuriert.

"Der Druck ist im Vergleich zum Vorjahr ein bisschen abgefallen, ich konnte mich ein wenig im Hintergrund vorbereiten", erklärte Morgenstern, der 2007 als sechsfacher Saisonsieger zur Tournee gekommen war. Der 22-jährige Kärntner, der in diesem Winter noch nie auf dem Podest stand und Fünfter der Weltcup-Wertung ist, definiert die Tournee weiterhin nicht unbedingt als sein oberstes Saisonziel. Er wolle seine Form weiterentwickeln und bei der Traditionsveranstaltung einfach "noch besser Skispringen". Ein unterstelltes Tief beim Seriensieger der Vorsaison stellte Pointner vehement in Abrede. "Bei Ausnahmeathleten gibt es immer ein Auf und ein Ab. Wenn ein fünfter Platz im Gesamt-Weltcup ein Ab ist, kann ich sehr gut damit leben", meinte Pointner.

Co-Favorit Schlierenzauer, der die Generalprobe in Engelberg gewann, sieht die Tournee weiterhin als sein Saison-Highlight schlechthin. "Oberstdorf ist ein guter Boden für mich, ich gehe gelassen und mit sehr viel Freude in die Tournee", sagte der 18-jährige Skiflug-Weltmeister, der beim Auftaktspringen 2007 ganz oben stand und im Vorjahr Zweiter war.

Der Steirer Loitzl rückte mit zwei zweiten Plätzen in Engelberg in die Riege der Mitfavoriten auf. "Es ist eine gute Sache mit Simon (Anm.: Ammann) und Gregor (Schlierenzauer) in einem Atemzug genannt zu werden. Ich fühle mich in der Lage, um den Tourneesieg mitzukämpfen", sagte der 28-Jährige, der noch auf seinen ersten Weltcupsieg wartet. "Ich laufe dem ersten Sieg schon lange nach. Falls ich mit vier zweiten Plätzen Tourneesieger werde, kann ich es verkraften, darauf noch bis nächstes Jahr zu warten", sagte Loitzl.

ÖSV-Sportdirektor Toni Innauer gab sich angesichts der Vorleistungen seiner Springer optimistisch. "Mein Gefühl die Tournee betreffend ist noch besser als im Vorjahr. Ich bin in einer beneidenswerten Situation, so ein tolles Team zu haben", betonte der Vorarlberger. Nach der Halbzeitführung von Schlierenzauer im Vorjahr und dem zweiten Gesamtrang von Morgenstern habe das Team gelernt, dass "man mit Anstand sehr gute Leistungen zeigen kann und mit Anstand verlieren kann", diesmal gelte es zu zeigen, dass "wir mit Würde gewinnen können", so ein bestens gelaunter Innauer.

Zurückhaltend äußerte sich der nach vier Saisonsiegen im Weltcup führende Schweizer Weltmeister Simon Ammann. "In der vergangenen Woche ist mir selbst das Wort Favorit nicht eingefallen. Ich weiß, wie gut ich bin und welche Defizite ich habe", betonte der Doppel-Olympiasieger von 2002, "aber ich mag die derzeitige Situation". Der österreichische Cheftrainer der deutschen Mannschaft, Werner Schuster, meinte, dass der Sieg nur über Schlierenzauer und Amman führe. Seine Schützlinge Martin Schmitt, Michael Uhrmann und Michael Neumayer zählte er zum Kreis der Springer, "die Spitzenleistungen bringen können". (APA)