Wien - Der interimistische BZÖ-Chef Herbert Scheibner spricht sich für eine Zusammenführung der Partei- und Klubführung bei der Kür seines Nachfolgers aus. Diese Funktionen sollten "idealerweise" in einer Hand liegen. "Ich bin ein Anhänger des Prinzips 'Einheit der Führung'", sagte Scheibner im Interview mit der APA. Selbst will er die Parteiobmannschaft beim Bundeskonvent Ende März/Anfang April definitiv abgeben. Für die EU-Wahl kündigte Scheibner eine internationale Kooperation an.
Bucher "eine Möglichkeit"
Ob mit einer Zusammenführung der Führungsfunktionen Klubchef Josef Bucher die Parteispitze übernehmen sollte? "Das ist sicherlich eine Möglichkeit. Er macht das sehr gut", meinte Scheibner, verwies aber gleichzeitig auch darauf, dass es im Klub und auch in den Ländern Persönlichkeiten gebe, die diese Funktion übernehmen könnten. Namentlich nannte er u.a. den Kärntner Parteichef Uwe Scheuch. Auch Ewald Stadler sei "ein hervorragender Mann" und "Peter Westenthaler war ein sehr guter Obmann".
Für die Kärntner Landtagswahl am 1. März erwartet der Parteiobmann, dass das BZÖ als stärkste Partei den Landeshauptmann behält. Man wolle dort die Politik des Jörg Haider, die auch mit "unkonventionellen Methoden" geführt werde, fortsetzten. Dem aus dem BZÖ kommenden FPÖ-Spitzenkandidaten, Mario Canori, beschied Scheibner geringe Erfolgsaussichten. Denn die Umfragewerte der FPÖ von zwei bis drei Prozent würden zeigen, "wer das Erbe des Jörg Haider wirklich vertritt", so Scheibner, der sich auf eine Auseinandersetzung mit der FPÖ um das oft zitierte "Haider-Erbe" nicht einlassen wolle. Die Annäherungsversuche der Blauen an die Witwe von Haider bezeichnete er als "absurd, niveaulos und ungeheuerlich".
Straches Charakter "immer wieder ein Problem"
Die Zusammenarbeit mit der FPÖ will er nur auf das Parlament beschränkt wissen. Auch wenn der "Charakter" des blauen Frontmanns Heinz-Christian Strache "immer wieder ein Problem ist", sei dieser als Obmann einer mittelstarken Partei Ansprechpartner für gemeinsame Initiativen im Parlament. Von einer Fusion mit der FPÖ sei "keine Rede und kein Gedanke". Die BZÖ sei eine eigenständige Partei, die ihre "Nische" des "leistungsbereiten Mittelstands" gefunden habe. Das Wählerpotenzial dieser Nische schätzt Scheibner "nicht auf 20, aber auf zehn bis 15 Prozent" ein.
Einzug ins Europaparlament
Bei der EU-Wahl im Juni rechnet Scheibner mit dem Einzug ins Europaparlament, auf Mandatszahlen wollte er sich nicht festlegen. Behilflich sein könnten dabei Partner aus dem Ausland, denn das BZÖ verhandelt laut Scheibner derzeit über eine internationale Kooperation: "Hier finden gerade sehr interessante Gespräche statt." Man wolle aber nicht wie die FPÖ mit "irgendwelchen Rechtsextremisten", sondern mit EU-kritischen, aber zukunftsorientierten Kräften kooperieren, so der BZÖ-Chef, der glaubt, dass "Gruppierungen" wie die FPÖ, die mit einem EU-Austritt spekulieren, angesichts der Wirtschaftskrise momentan "nicht so en vogue sind".
Wer das Bündnis in die Wahlauseinandersetzung als Spitzenkandidat führen wird, wollte Scheibern noch nicht verraten. Dass Stadler in den Medien genannt wird, führte Scheibner auf dessen Funktion als BZÖ-Europasprecher zurück. Stadler hätte "das Zeug dazu", sei aber auch im Nationalrat ein "ganz, ganz wichtiger Faktor". Es gebe auch "andere interessante Persönlichkeiten", eine Vorentscheidung sei noch nicht gefallen, so Scheibner. (APA)