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Regev: "Hamas manipuliert Opferzahlen"

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Standard: Die israelischen Luftangriffe sollen rund 300 Menschenleben gefordert haben. Sind die Aktionen nicht außerhalb jeder Verhältnismäßigkeit?

Mark Regev: Ich warne alle Journalisten davor, den Zahlen, die aus dem Gazastreifen kommen, einfach glauben zu schenken. Die Hamas hat in Gaza ein Taliban-artiges System aufgebaut. Sie kontrollieren die Spitäler, das Rettungswesen. Es gibt keinen Zweifel an ihrem Interesse: Sie maximieren die zivilen Verluste und minimieren den Schaden, den sie selbst erlitten haben. Wenn es nach der Hamas geht, haben wir keine Militanten, sondern nur Zivilisten getroffen. Das ist lächerlich.

Standard: Aber dass es viele Opfer gab, können Sie nicht abstreiten?

Regev: Wir zielen präzis auf die Militärmaschinerie der Hamas, greifen ihre Kommandoposten, ihre Kommunikationsstruktur an. Die Hamas kann dafür nur sich selbst die Schuld geben: Es war die Hamas, die in der vergangenen Woche die Waffenruhe beendet hat. Es war die Hamas, die seither Raketen schickt. 250.000 Israelis, davon 100.000 Kinder, im Süden leben in Angst und Schrecken. Wir handeln jetzt, um diese Menschen zu schützen.

Standard: Aber ist dieser Konflikt militärisch lösbar? Wird die Eskalation die Radikalen nicht stärken?

Regev: Diese Operation wird die Hamas schwächen, und die moderaten Kräfte unter den Palästinensern stärken. Ich habe aber keine Illusionen: Es wird nicht einfach werden, und es wird nicht so schnell gehen, wie wir uns das wünschen. Aber es gibt in Israel eine umfassende Unterstützung für die Aktionen der Regierung.

Was würde Österreich tun, wenn von seinem Nachbarterritorium aus Raketen abgeschossen werden, die Menschen treffen und in Angst versetzen? Wie lang würden Sie abwarten? Eine Woche? Einen Monat? Israel hat bis jetzt maximale Zurückhaltung geübt. Aber genug ist genug. Allein am Donnerstag schlugen 80 Raketen in Israel ein. Keine Demokratie kann das tolerieren.

Standard: Plant Israel eine größere Bodenoffensive?

Regev: Ich kann nicht in die Details gehen. Aber ich kann sagen, dass wir nicht einfach an den Ausgangspunkt zurückkehren werden. Diese Operation wird enden, wenn es eine neue Sicherheitslage gibt und die Menschen in Südisrael nicht mehr in Angst leben müssen. (András Szigetvari, DER STANDARD, Printausgabe, 29.12.2008)