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Eine relevante Dimension der Einkommensschere: Die Löhne von Männern stiegen in den letzten zehn Jahren schneller an als jene von Frauen.

Foto: AP/MATTHIAS RIETSCHEL

Wien  - Die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen ist in den letzten Jahren noch weiter aufgegangen. Während das mittlere Einkommen der Frauen seit 1998 jährlich im Schnitt nur um 1,9 Prozent gestiegen ist, wuchs jenes der Männer durchschnittlich um 2,1 Prozent. Das geht aus dem Einkommensbericht des Rechnungshofes für die Jahre 2006 und 2007 hervor. Weiter auseinandergegangen ist demnach auch die Schere zwischen Arm und Reich. Am meisten verdienen unter den Unselbstständigen nach wie vor die BeamtInnen und unter den Selbstständigen die ÄrztInnen. Regional betrachtet gibt es die höchsten Einkommen in Niederösterreich, die niedrigsten in Tirol.

1,8 Prozent Einkommensanstieg

Nominal ist das mittlere Einkommen seit 1998 moderat angestiegen. Lag der Median der Bruttojahreseinkommen (eine Hälfte liegt darüber, die ander Hälfte darunter, Anm.) 1998 bei 19.430 Euro, so waren es 2007 22.815 Euro - durchschnittlich betrug der Anstieg pro Jahr 1,8 Prozent. Das Medianeinkommen der Frauen stieg in diesem Zeitraum von 14.111 Euro auf 16.748 Euro, das entspricht einem durchschnittlichen Anstieg von 1,9 Prozent pro Jahr. Das mittlere Einkommen der Männer wuchs im selben Zeitraum um 2,1 Prozent - von 23.365 auf 28.226 Euro. Lag der Median der Bruttojahreseinkommen der Frauen 1998 bei 60,4 Prozent des mittleren Männereinkommens, so waren es 2007 nur noch 59,3 Prozent.

Auch wenn die Daten um den Inflation bereinigt werden, ergibt sich das gleiche Bild. Für Frauen ergibt sich im Vergleich der inflationsbereinigten Bruttojahreseinkommen von 1998 bis 2007 eine Steigerung um einen Prozentpunkt, für Männer um zwei Prozentpunkte.

Starker Unterschied zwischen Angestellten und Beamtinnen

Die Benachteiligung der Frauen zieht sich durch alle Bereiche. In der Privatwirtschaft kommen weibliche Angestellte auf 49 und Arbeiterinnen gar nur auf 44 Prozent des mittleren Männereinkommens, Beamtinnen verdienen 91 Prozent ihrer männlichen Kollegen und Vertragsbedienstete 78 Prozent. Ein Teil dieser Differenz lässt sich zwar auf Teilzeitarbeit zurückführen, aber auch wenn man nur ganzjährige Vollzeitbeschäftigte vergleicht, beträgt das mittlere Fraueneinkommen nur 78 Prozent von jenem der Männer. Die weiblichen Angestellten kommen hier auf 64 Prozent, die Arbeiterinnen auf 67, die Beamtinnen auf 98 und die Vertragsbediensteten auf 91 Prozent.

Teilzeitbeschäftigung ist weiblich

Frauen sind überproportional in Dienstleistungs- und Hilfstätigkeiten und damit in schlecht bezahlten Berufen zu finden. In diesen Berufsgruppen arbeiten sie überdurchschnittlich häufig Teilzeit, was sich zusätzlich negativ auf ihre Einkommenssituation auswirkt. 89 Prozent aller ganzjährig Teilzeitbeschäftigten sind weiblich, 39 Prozent aller erwerbstätigen Frauen befinden sich in einem Teilzeitarbeitsverhältnis - bei Männern liegt dieser Anteil nur bei vier Prozent.

Realer Einkommensverlust für Arme

Weiter aufgegangen ist in den letzten Jahren auch die Einkommensschere zwischen Arm und Reich. Der Rechnungshof belegt dies in seinem Einkommensbericht mit einem Vergleich der oberen und der unteren Einkommen. 1998 lagen die niedrigsten zehn Prozent der Einkommen unter 2.486 Euro, 2007 bei 2.583 Euro. Das ergibt zwar einen mageren absoluten Anstieg um 3,93 Prozent, bereinigt um die Inflation kamen die unteren zehn Prozent der Einkommen aber nur auf 88 Prozent des Vergleichswertes von 1999.

Die oberen zehn Prozent der Einkommen haben im Gegensatz dazu nominell um 24,09 Prozent (von 41.987 auf 52.102 Euro) zugenommen. Gemessen am Verbraucherpreisindex entspricht das einem inflationsbereinigten Anstieg der oberen zehn Prozent der Einkommen um insgesamt fünf Prozent.

BeamtInnen

Die Bestverdiener unter den unselbstständig Erwerbstätigen sind die BeamtInnen. Während das mittlere Bruttojahreseinkommen aller bei 22.815 Euro liegt (23.618 Euro ohne Lehrlinge), kommen die BeamtInnen auf ein Medianeinkommen von 43.781 Euro, die ArbeiterInnen im Vergleich dazu nur auf 17.848 Euro. Begründet wird dies u.a. mit der höheren AkademikerInnenquote, dem höheren Durchschnittsalter und der niedrigeren Teilzeitrate der BeamtInnen. HilfsarbeiterInnen erhielten im Jahr 2007 ein Medianeinkommen von 14.534 Euro, VorarbeiterInnen/MeisterInnen 34,345 Euro, Angestellte mit Hilfstätigkeiten 11.945 Euro, öffentlich Bedienstete mit Hilfstätigkeit 24.968 Euro, Angestellte mit Führungstätigkeit 54.187 Euro und öffentlich Bedienstete mit führender Tätigkeit 53.427 Euro.

Die Branchen mit den höchsten Einkommen sind die Energie- und Wasserversorgung (45.106 Euro Medianeinkommen) und das Kredit- und Versicherungswesen (37.837 Euro). Die niedrigsten Gehälter werden im Beherbergungs- und Gaststättenwesen (9.737 Euro) gezahlt.

Selbstständige

Unter den Selbstständigen zählen die ÄrztInnen zu den BestverdienerInnen. Hier liegen nur Daten aus dem Jahr 2005 vor: Die 195.202 Gewerbetreibenden kamen auf ein mittleres Einkommen von 10.929 Euro, die 88.403 weiteren Selbstständigen auf 19.060 Euro, dabei stechen jene des Gesundheitswesens mit 59.971 Euro heraus. Dabei wiederum kassierten die FachärztInnen mit 110.107 Euro am meisten ab, gefolgt von den ZahnärztInnen mit 95.216 Euro und den Allgemeinmedizinern mit 74.463 Euro. Bemerkenswert dabei ist, dass die Männer unter den FachärztInnen mit 133.763 Euro fast zweieinhalb Mal so viel verdienten als die Frauen mit 55.110 Euro. Auf ein sehr hohes Einkommen kamen auch die RechtsberaterInnen mit 63.898 Euro.

Deutlich bescheidener mussten sich da schon die PensionistInnen geben. Die 2,1 Millionen PensionistInnen kamen 2007 auf ein mittleres Bruttojahreseinkommen von 14.012 Euro. Auch hier ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern groß: Frauen erhielten 11.859 Euro, Männer 20.970 Euro.

Unter den Bundesländern haben die Unselbstständigen 2007 in Niederösterreich mit 25.278 Euro das höchste mittlere Einkommen erzielt. In Tirol mussten sie sich mit 21.913 Euro mit dem geringsten Einkommen zufriedengeben. Bei den Selbstständigen waren 2005 die VorarlbergerInnen mit 15.675 Euro die BestverdienerInnen, die BurgenländerInnen mit 9.787 Euro die Ärmsten. Die höchsten Pensionen wurden 2007 in Wien mit 18.627 Euro ausgezahlt, die niedrigsten in Vorarlberg mit 13.716 Euro. (APA)