Wien - Der Trend des Oktobers hat sich fortgesetzt: Zu den 14 bis Anfang Oktober heuer in Wien begangenen Morden ist bis inklusive 28. Dezember lediglich ein weiterer dazu gekommen. Laut "Kurier" (Montagsausgabe) ist das eine der niedrigsten Bilanzen der vergangenen Jahre. Nur 2003 gab es noch weniger Bluttaten, nämlich 13. Allerdings setzte sich auch ein Trend fort, der sich bereits im Oktober zu bemerken war: Die Aufklärungsquote liegt heuer relativ niedrig. Fünf der 15 Morde 2008 sind bisher ungeklärt.

Der bisher letzte Mord wurde am 19. Dezember entdeckt. Einem algerischen Asylwerber wurde bei der Reichsbrücke ins Knie geschossen, er verblutete an der Wunde. Er dürfte Opfer einer "Bestrafungsaktion" geworden sein, die Ermittlungen sind noch im Gange.

Ungeklärt blieb auch ein Mord vom 23. August. Ein Wohnungsbrand in Rudolfsheim-Fünfhaus sollte anscheinend den gewaltsamen Tod einer 61-Jährigen vertuschen, die in ihrer Wohnung erschlagen wurde. Anschließend legte der Täter drei Brände. Das Opfer dürfte seinen Mörder gekannt haben, es ließ ihn in die Wohnung. Laut "Kurier" haben die Beamten einen Verdacht, aber keine Beweise.

Ohne Ergebnis blieben bisher auch die Ermittlungen zu einem Mord an einem Afrikaner, der im Juni dieses Jahres in der Leopoldstadt erstochen aufgefunden wurde. Nahmen die Kriminalisten zunächst an, dass es sich beim Mordopfer um einen 17-jährigen sudanesischen Asylwerber handelte, stellte sich später heraus, dass es ein 34-Jähriger aus Nigeria war. Auch hier sind die Hintergründe weitgehend unklar.

Noch mysteriöser ist der Tod eines 52-jährigen Magistratsbeamten, der Ende April im Innenhof einer Firma in der Neubaugasse im gleichnamigen Bezirk gefunden wurde. Der Mann wies schwerste Kopfverletzungen und eine Gehirnblutung auf.

Klarer sieht die Polizei, was einen erschlagenen 19-Jährigen betrifft, der in der Baustelle am Albertinaplatz in der City gefunden wurde. Die Todesursache ist klar, das Motiv ist wohl im Suchtgiftmilieu vom Karlsplatz zu suchen. Nur was den Täter betrifft, gab es bisher keinen Erfolg in dem medial als "Rechenmord" bekanntgewordenen Fall.

Die spektakulärste Bluttat des Jahres war aber eine geklärte: Ein 39-Jähriger erschlug am 13. Mai in Wien-Hietzing seine Ehefrau und seine siebenjährige Tochter, im Anschluss in Ansfelden seine Eltern und abschließend in Linz seinen Schwiegervater mit einer Axt. Das Motiv lag in den Schulden, die der Familienvater durch Fehlspekulationen angehäuft hatte. (APA)