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Anton Zeilinger erhielt 2008 die neugeschaffene Isaac-Newton-Medaille des Institute of Physics.

Foto: APA/Artinger

Wien - Die Physik kann in Österreich auf eine große Vergangenheit verweisen, immer mehr auch auf eine blühende Gegenwart. Insbesondere die Bilanz des ablaufenden Jahres lässt sich nicht nur im heimischen Kontext, sondern auch international sehen.

Das Jahr fing nämlich gut an: Das Team um Anton Zeilinger erhielt die neugeschaffene Isaac-Newton-Medaille des Institute of Physics. Im Sommer erkannte der Europäische Forschungsrat ERC ihm einen Grant zu, der mit 1,8 Millionen Euro dotiert ist, vor kurzem folgte eine fast viermal so hohe Summe für die in Wien Forschenden und ihre Innsbrucker Kollegen, zuerkannt vom Wissenschaftsfonds FWF für einen neuen Spezialforschungsbereich.

Zählt man noch die Wittgenstein- und START-Preise für Markus Arndt respektive Markus Aspelmeyer dazu, kann man retrospektiv von einem Jahr der Physik sprechen.

Was macht diesen Erfolg aus? Anton Zeilinger, der bereits in seiner Innsbrucker Zeit in den Neunzigerjahren mit seinen Experimenten zu Quantenphänomenen Aufsehen erregte (popularisiert durch das Zitat "Beam me up, Scotty!", auch wenn es nur um die Teleportation von Atomteilchen ging), erklärt ihn in durchaus traditionell physikalischen Ursache-und-Wirkung-Kategorien.

Die Ursachen: ein wenig beachtetes Nischengebiet wie die Quantenoptik suchen; beste Mitarbeiter suchen (und beides finden); sich als Chef zurückziehen und junge Leute hochkommen lassen; Glück dabei haben; und genügend Geld bekommen - immerhin brauche man für Quantenexperimente um die 100.000 Euro.

Die Wirkung, kurz- und mittelfristig: "Wo Tauben sind, fliegen Tauben zu", das lässt Zeilinger gelten. Langfristig kann eine erfolgreiche universitäre Physik sich auf den Standort auswirken; gute Leute ziehen Infrastruktur und Anwender an.

Allerdings müssten Unis, Akademie der Wissenschaften etc. aus Evaluierungen Konsequenzen ziehen. Das geschehe bisher kaum. An Leistungen, nicht an Alter möge auch die Vergabe des Wittgenstein-Preises gebunden sein. Zurzeit ist das Limit bei 55 Jahren. EU-Regeln (siehe oben) sehen zum Glück für Zeilinger anders aus. (DER STANDARD, Printausgabe, 30. 12. 2008)