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Eine palästinensische Frau in ihrem zerstörten Haus.

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Israel hat die Angriffe wieder aufgenommen.

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Blick über die Grenze: Israelische Soldaten auf einem Panzer in der Nähe des Gaza-Streifens

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Tel Aviv/Gaza – Ungeachtet eines französischen Waffenruhe-Vorschlags will Israel die Angriffe auf Ziele der palästinensischen Hamas im Gaza-Streifen fortsetzen. Ein Sprecher von Ministerpräsident Ehud Olmert sagte am Mittwoch: "Zu diesem Zeitpunkt denken wir, dass es wichtig ist, den Druck auf die Hamas-Militärmaschinerie fortzusetzen." Das Sicherheitskabinett um Olmert werde von Militär und Geheimdienst über die jüngsten Entwicklungen informiert. "Israel will eine dauerhafte Lösung", sagte der Sprecher Mark Regev. "Wir wollen kein Erste-Hilfe-Pflaster, das in einem Monat wieder abfällt."

Feuerpause abgelehnt

Olmert hatte einen Vorschlag des französischen Außenministers Bernard Kouchner über eine auf 48 Stunden befristete humanitäre Feuerpause am Dienstag bereits abgelehnt. Sein Sprecher betonte am Mittwoch, es sei wichtig, "die humanitäre Hilfe für die unschuldigen Menschen in Gaza auszuweiten und zu verbessern". Die israelische Luftwaffe hat am Mittwoch die vor fünf Tagen begonnenen Operationen gegen die palästinensische Hamas im Gaza-Streifen fortgesetzt, nachdem es am Dienstag schien, als würde etwas Ruhe einkehren.

Beide Seiten gebrauchten unvermindert kämpferische Worte, doch im Verlaufe des gestrigen Dienstag schienen sowohl Israel als auch die Hamas die Intensität ihrer Angriffe herunterzufahren, während eine von Ägypten und der Türkei eingeleitete Initiative zu einer Waffenruhe zumindest zu einem Gesprächsthema wurde. Am Vormittag flog die israelische Luftwaffe bloß noch einen Einsatz gegen ein Raketenwerferkommando, griff aber keine Gebäude mehr an. Mittlerweile hat Israel die Luftangriffe wieder aufgenommen.

In der Nacht von Montag auf Dienstag hatten die Israelis noch einige mehrstöckige Gebäude im Hamas-Regierungsviertel von Gaza und zahlreiche andere Hamas-Einrichtungen bombardiert, die etwa als "Trainingslager" und "Waffenwerkstätten" identifiziert wurden. Dabei waren zwölf Menschen getötet worden, darunter auch zwei Schwestern im Alter von vier und elf Jahren.

In Israel gingen bis gegen Mittag rund zehn Raketen nieder, wobei ein leeres Haus in Sderot einen Volltreffer abbekam. Am Montag waren noch insgesamt rund 100 Raketen- und Granateneinschläge gezählt worden, durch die an verschiedenen Orten insgesamt drei Israelis getötet wurden. Eine Frau starb dabei an einer Bushaltestelle in der fast 40 Kilometer vom Gazastreifen entfernten Hafenstadt Aschdod. Am Abend schlugen erstmalsa Raketen in der 40 Kilometer vom Gaza-Streifen entfernten Wüstenstadt Beersheva ein, richteten aber nur Sachschaden an.

Der Umstand, dass die Hamas imstande war, weiter denn je ins israelische Landesinnere hineinzuschießen, ließ eine Bodenoffensive zunächst wahrscheinlicher erscheinen. Die Armee ließ verlauten, dass alle Vorbereitungen dazu getroffen waren, und brachte an der Grenze schwere Artillerie in Stellung, die Panzer- und Infanterieeinheiten bei einer Invasion unterstützen würde. Über die genauen Endziele der Operation waren von der israelischen Führung aber nur relativ vage Äußerungen zu hören, was auch die Möglichkeit zu einem baldigen "Ausstieg" offen zu lassen schien.

Ausweichende Antworten

"Wir haben uns auf eine Operation von vielen Wochen vorbereitet" , sagte Vizeverteidigungsminister Matan Vilnai im israelischen Radio, "wir werden der Hamas einen Schlag versetzen, durch den sie begreifen wird, was es heißt, sich mit Israel anzulegen." Fragen, ob man einem Waffenstillstand oder doch einer Bodenoffensive nahe sei, wich Vilnai aber aus. Der Hamas-Funktionär Muschir el-Masri wiederum meinte, dass seine Organisation "nicht um eine Waffenruhe betteln" würde.

Während aus dem Westen noch keine konkreten Vermittlungsvorschläge kamen, koordinierten Ägypten und die Türkei einen Plan, wonach beide Seiten das Feuer einstellen sollen. Nach einer Periode der Ruhe solle Israel dann die Übergänge in den Gazastreifen öffnen, und eine internationale Garantie solle dafür sorgen, dass sie auch geöffnet bleiben.

Die Hamas soll freilich verlangen, dass auch die Passage nach Ägypten bei Rafah geöffnet wird, was der ägyptische Präsident Hosni Mubarak in einer Fernsehansprache aber ablehnte, man werde "nicht in die israelische Falle tappen" und die Verantwortung für das Gebiet übernehmen. Mubarak will seine Grenze zum Gazastreifen nur dann öffnen, wenn das Terminal der Kontrolle von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas unterstellt wird, der mit der Hamas verfeindet ist. (red/Ben Segenreich aus Tel Aviv/DER STANDARD, Printausgabe, 31.12.2008/1.1.2009/ APA/dpa/Reuters)