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Beta, feature complete

Nach der Auslieferung der lange erwarteten Windows 7 Beta (Build 7000) an Partner hat Windows-Kenner Paul Thurrot die Vorabversion von Microsofts neuem Betriebssystem nun mehrere Tage lang ausprobiert und ein erstes Resümee gezogen. Wie Microsoft zuvor betont hatte, soll die Beta bereits über alle Features der finalen Version verfügen. Sein Eindruck bestätigt auch Reviews früherer Builds und anderer Tester: Windows 7 ähnle dem Vorgänger Vista in der Nutzung sehr stark, die Unterschiede müssten im Detail gesucht werden.

Foto: Reuters/ Prouser

Kaum Änderungen seit Milestone 3

Der aktuelle Build 7000 sei laut Thurrot eine überarbeitete Version der verschiedenen Milestone 3-Versionen (M3), die der Windows-Spezialist seit Oktober in Verwendung hat. Vor allem zu Build 6956 seien kaum Unterschiede bemerkbar. Windows 7 habe sich über viele Monate schlicht kaum verändert, so seine etwas enttäuschte Anmerkung. Vom Qualitäts-Standpunkt liege die aktuelle Version näher bei einem Release Candidate als bei einer Beta. "Sie ist feature complete, ziemlich stabil und in hohem Maße kompatibel mit Software und Harfware, die ich regelmäßig einsetze", so Thurrot.

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Einfacheres Setup

Das Setup von Windows 7 sei im Vergleich zu Vista nochmals einfacher geworden, habe sich im Lauf der 7er-Builds aber kaum verändert. Bei der kompletten Neuinstallation (kein Update) von Vista habe man sich durch acht Informations-Screens klicken müssen, bis die eigentlich Installation begonnen habe. Bei 7 seien es nur mehr fünf Screens. Die Eingaben nach der Installation dauere bei Win 7 aufgrund des HomeGroup-Setups (für private Netzwerke) allerdings etwas länger. Insgesamt werde die Win 7-Beta aber schneller installiert als Vista, was vor allem in einer virtualisierten Umgebung Vorteile bringe. Die Installation auf einem physikalischen Rechner dauere in etwa 20 Minuten.

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Verwirrende Taskbar

Beim Desktop gebe es die auffälligsten Änderungen, die Microsoft bereits auf der PDC 2008 vorgestellt hatte, aber im M3 noch nicht vollständig enthalten gewesen seien. So verfüge die Beta über die neue Taskbar, in der Shortcuts zu aktiven und inaktiven Anwendungen abgelegt werden können, ähnlich dem Dock von Mac OS X. Thurrot zeigt sich von diesem Features aber wenig überzeugt. Es sei eine verwirrende Mixtur aus unterschiedlichen Funktionen, mit der sich viele Nutzer nicht zurecht finden werden, befürchtet der Tester. Will man einen Shortcut permanent in der Taskbar behalten, werde der Eintrag aus der Liste unter Start Menu's Most Recently Used (MRU) gelöscht. Es sei per Voreinstellung ein großes Durcheinander, man könne die Taskbar aber anpassen, um sie zumindest etwas praktikabler zu gestalten, so Thurrot.

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Mehr Durchblick

Auch Aero Peek sei nun voll funktionstüchtig. Mit dem Feature können Nutzer den Desktop hinter geöffneten Fenstern sehen, was vor allem praktisch sei um einen Blick auf die neuen Desktop-Gadgets werfen zu können. Diese befinden sich bekanntlich nun nicht mehr fix in der Sidebar, sondern können auf dem Desktop frei angeordnet werden. Die Peek-Funktion wird aktiviert, wenn man die Maus über das neue Glas-Panel am unteren, linken Rand des Desktops bewegt. Die Gadgets können allerdings auch per Voreinstellung wie bisher am rechten Bildschirmrand - nur ohne Sidebar-Hintergrund - fixiert werden.

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Pluspunkte für die Jump Lists

Die sogenannten Jump Lists funktionierten dem Test zufolge sehr gut. Bewegt man den Cursor über einen Eintrag der MRU-Liste, öffnet sich eine Jump List auf der rechten Seite. Liegt der Mauszeiger etwa wie im gezeigten Screenshot im Start Menü auf dem Internet Explorer, stehen in der Jump List beispielsweise die zuletzt besuchten Seiten zur Verfügung. Die Jump Lists sind für jede Anwendung angepasst und können auch aus der Taskbar heraus genutzt werden. Das Start Menü selbst habe Microsoft seit Milestone 3 leicht weiterentwickelt. Ein neuer Shut Down-Button veranlasse nun direkt das Herunterfahren des Betriebssystems. Für andere Aktionen (etwa Ruhezustand oder Abmelden) müsse man auf den Pfeil rechts daneben klicken. Probleme gebe es bei der Suche im Start Menü, die Ergebnisse nicht in alphabetischer (oder sonst einer nachvollziehbaren) Reihenfolge aufliste.

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UAC nervt nicht mehr

Auch das Action Center sei weiter optimiert worden, das das Windows Security Center von Vista ersetzt. Es habe nun ein hübscheres Icon mit mehr Wiedererkennungswert erhalten, der Leuchtturm wurde gegen eine Flagge ausgetauscht. An Windows Vista war häufig kritisiert worden, dass Nutzer von der User Account Control (UAC) zu häufig über nervende Popups aufgefordert werden, bestimmte Einstellungsänderungen zu bestätigen. In der Windows 7 Beta sei die UAC nun kaum mehr zu bemerken.

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Mehr Persönlichkeit

Die Windows 7 Beta könne auch besser an den persönlichen Geschmack angepasst werden. Es gebe verschiedene vorinstallierte Desktop-Themes, die Wallpapers, Fenster-Farben, Sounds und Screensaver beinhalten. Mit dem Slideshow-Feature könne zudem eingestellt werden, dass der Desktop-Hintergrund regelmäßig wechselt.

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Windows Explorer

Beim Windows Explorer gebe es nur wenige Änderungen. Bei "Downloads" handle es sich nun nicht mehr um eine Library, sondern einen normalen Ordner, was laut Thurrot sinnvoller sei. Die Navigation sei im Großen und Ganzen seit den Vorversionen aber gleich geblieben. Der Explorer sei gut gelungen, wenngleich die neue Content-Ansicht nicht sehr nützlich sei und es sich dabei im Grund nur um eine Detail-Ansicht geeignet für größere Monitore handle. Die Libraries, befürchtet Thurrot, würden die User allerdings eher verwirren als ihnen zu nutzen. Dabei werden gleiche Dateien (z.B. Bilder oder Musik) zusammengefasst, egal an welchem Platz bzw. in welchem Ordner sie sich befinden. Mac-Nutzern ist dieses Features bestens bekannt.

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Netzwerke

Das Network und Sharing Center sowie das Fenster für HomeGroups habe sich seit Milestone 3 nicht mehr verändert und dürfte von Microsoft bereits vor Monaten fertig gestellt worden sein. Mit den neuen HomeGroups soll es vor allem für private Nutzer einfacher sein, Dateien auf verschiedenen Rechnern freizugeben und im Netzwerk zu verwenden.

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Anwendungen ausgemistet

Wie bereits seit längerem bekannt ist, hat Microsoft bei den vorinstallierten Anwendungen ordentlich aufgeräumt. Die Programme Mail, Messenger, Movie Maker und Photo Gallery wurden ausgemistet und können unter Windows 7 nur mehr nachträglich über Windows Live Essentials herunter geladen werden. Andere verschwundene Anwendungen wie der Kalender oder die Kontakte seien durch Windows Live Mail ersetzt worden. Für Thurrot sei die Entwicklung grundsätzlich begrüßenswert, aber etwa unausgegoren. Windows 7 verfüge zwar über eine Anwendungen zum Erstellen von DVDs (Windows DVD Maker), aber über kein Tool zur Bearbeitung oder Verwaltung von Fotos oder Videos.

Besserer Media Player

Bleiben durfte der Windows Media Player, der gegenüber den Vorgänger-Versionen stark verbessert worden sei. Auch hier werden Inhalte nun in Libraries organisiert. In den vorigen Versionen habe es damit noch einige Probleme gegeben. In der Beta funktioniere es laut Thurrot nun jedoch tadellos, einzelne Ordner zur Music Library hinzuzufügen. Dank Integration der HomeGroups könnten auch Musik- und Video-Dateien von anderen Rechnern im Netzwerk abgespielt werden. Beim Media Center sei ein neues Anfangs-Tutorial hinzugekommen, das Einsteigern beim Zurechtfinden helfe.

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Bessere Darstellung älterer Seiten im IE8

Zusammen mit Windows 7 wird auch der neue Internet Explorer 8 Einzug auf den Rechnern halten. Im Beta-Build sei die Kompatibilität des Browsers stark verbessert worden, der nun über die neue Compatibility List verfüge. Mit dem Feature sollen Seiten, die noch für ältere Browser entwickelt wurden, korrekt dargestellt werden. Mit einigen Websites habe der mit der Beta mitgelieferte IE8 im Test jedoch noch seine Probleme gehabt.

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Device Stage

Ein weiteres neues Feature in Windows 7 ist die Device Stage. Darüber können verschiedene Peripherie-Geräte verwaltet werden. In der Theorie jedenfalls, denn in der Praxis gebe es laut Paul Thurrot erst wenige kompatible Geräte, wie etwa den MP3-Player Sansa Clip. Device Stage erlaubt es unter anderem, Dateien zwischen Rechner und Gerät zu synchronisieren oder zu suchen. Dem Screenshot zufolge scheint es eine praktische Art, diverse Aktionen durchführen zu können und den Überblick zu behalten.

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Hardware-Probleme einfacher beheben

Der bekannte Gerätemanager (Device Manager) sei zwar grundsätzlich noch vorhanden, werde laut dem Windows-Experten jedoch praktisch durch das neue Interface Devices and Printers (Geräte und Drucker) ersetzt. Darüber könnten Hardware-Probleme schnell gefunden und einfach behoben werden. Das Interface sei sehr gut gelungen und wesentlich einfacher zu nutzen als der alte Gerätemanager. Und laut Thurrot funktioniere das Auffinden und Beheben von Problemen erstaunlich gut.

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Schneller, schöner, besser?

Thurrots Fazit: Microsoft habe seit der Ankündigung der neuen Features offenbar nur wenig verändert. Die Nutzung von Windows 7 erinnere stark an Vista und Microsoft habe es offenbar dringen nötig, das weitgehend verschmähte Betriebssystem durch eine aufpolierter Version zu ersetzen. Win 7 weise aber eine bessere Performance, erweiterte Funktionalität und ein einfacheres User-Interface auf. Besonderes Augenmarkt habe Microsoft auf die Benutzeroberfläche gelegt. Die Kompatibilität zu existierender Hardware und Software sei "ausgezeichnet", ebenso wie die Performance.

Stabilitäts-Probleme

Im Test habe es allerdings mit der Stabilität einiger Anwendungen, vor allem Word 2007 und Internet Explorer 8, öfter Probleme gegeben. Beim IE8 hätten Probleme mit den Tabs oft zum gesamten Programmabsturz geführt. Und Word sei von Zeit zu Zeit ohne sichtlichen Grund einfach eingefroren. Thurrot habe das Programm manuell neu starten müssen und dabei jedes Mal Daten verloren.

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Finale Version

Die breite Verfügbarkeit der Beta-Version ist für Mitte Jänner geplant. Microsoft soll nach aktuellen Informationen einen einzelnen Release Candidate (RC) ausliefern, bevor die finale Version veröffentlicht wird. Bei offiziellen Angaben hält Microsoft nach wie vor bei einem Veröffentlichungstermin Ende 2009/ Anfang 2010 fest. Thurrot hält es jedoch für wahrscheinlich, dass Windows 7 im April 2009 fertig gestellt sein wird und bereits im Juni in den Handel kommt. (br)

Foto: AP/ Thompson