"The same procedure als every year" beim "Dinner for One".

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Der ganz normale Traum des durchschnittlichen Silvesterverweigerers: Dem Jahreswechsel keine Bedeutung schenken, ihn ignorieren. Schweizerkracher, die seit Tagen die Fenster erzittern lassen, gelassen hinnehmen. Standl mit Schwein, Schwammerl und Glücksklee übersehen, Billigsekt im Supermarkt links liegen lassen. Zur gelingenden Silvesterverweigerung gehört aber auch das Fernsehen, weil es in seiner Banalität den normalen Alltag simuliert. Und damit sind wir beim Problem: Denn das Fernsehen lässt den Silvesterverweigerer regelmäßig im Stich.

Mögen am 1. Jänner Neujahrskonzert und Skispringen noch gewisse Ritualqualitäten erfüllen, ist das "Gute-Laune-Programm" zu Silvester mehrheitlich unerträglich. "Dinner for One" hin oder her. Wer um 20.15 Uhr schon genug getankt hat, freut sich eventuell über sechs Stunden Bud Spencer und Terence Hill auf Tele 5. Auch bei unzähligen Musikantenstadl-Variationen und Abhandlungen deutschen Volkstheaters helfen am ehesten maximal dosierte Genussmittel. Die Pest: Silvestergala. Fast wie eine Drohung klingt: „Spaß ist für alle da!" auf MDR. Völlige Verwirrung herrscht bei Vox: Filmisches Kleinod wie "Die Royal Tenenbaums" versteckt der Sender um 7.10 Uhr am Morgen (!!!). Weil er für 20.15 Uhr die Show „Prominent" reserviert hat: "Die schönsten Liebesgeschichten, die spektakulärsten Trennungen und aufregendsten Promi-Auftritte." Stellt sich die Frage: Wer hat hier wen verdorben?

Man muss schon ganz genau suchen, um die Schätze zu finden. Der klare Blick hilft Silvesterverweigerern: Was gut und schön ist, entnehmen Sie den Switchlists nebenan. Sie sagt: Wir Silvesterverweigerer werden immer mehr, und wir lassen uns nicht unterkriegen. Und wenn alles nichts hilft, gibt's ja noch DVDs. (Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 31.12.2008/1.1.2009)