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Zu Ehren des Kaisers: die Ausstellung "Gott erhalte" im Prunksaal der Nationalbibliothek.

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Wien - Joseph Haydn liebte seine Kaiserhymne, die er 1797 im Auftrag von Franz Josef Graf von Saurau komponierte. Er soll sie jeden Morgen am Klavier gespielt, in schweren Zeiten darin Trost gefunden haben. Ob wahr oder Legende, fest steht, dass das Kaiserlied rasch den Weg in die Herzen der Bevölkerung fand - und Graf Sauraus Wunsch, Haydn möge für Österreich eine patriotische Nationalhymne nach dem Vorbild des englischen God Save the Queen schaffen, hatte sich erfüllt.

Im Prunksaal der Nationalbibliothek ist dieses Kapitel der Musik- und Kunstgeschichte in acht Vitrinen aufgeschlagen. Neben dem ursprünglichen Text von Lorenz Leopold Haschka, der direkten Bezug auf "unsern guten Kaiser Franz" nahm (gemeint ist Franz II., später Franz I. von Österreich) und für jeden neuen Herrscher entsprechend adaptiert wurde, verrät die erste Skizze Haydns, dass auch der Einfall eines Meisters der Ausarbeitung bedarf. Die erste Melodie weicht von der späteren Fassung noch deutlich ab.

Die Hymne wurde am 12. Februar 1797 zum ersten Mal gesungen, im Burgtheater, zum Geburtstag des Kaisers. Der wollte der öffentlichen Ehrung entgehen und kam bewusst zu spät. Genützt hat es ihm nichts, die Hymne wurde für ihn wiederholt. Als Kompositionshonorar bekam Haydn ein "ansehnliches Geldgeschenk" und eine goldene Dose mit dem Bild des Kaisers. Haydns Dankschreiben an Graf Saurau verrät mehr, als dem Meister wohl lieb gewesen sein dürfte: "Eine solche Überraschung hab ich in betracht meines kleinen Talents noch nie überlebt." Der Herr Graf war über den "unverzeihlichen Schreibfehler" jedenfalls höchst erbost.

Inbegriff des Patriotismus

Wie groß die Beliebtheit der Melodie war, belegen die zahlreichen Variationswerke. Nicht nur Haydn selbst hat die Melodie in seinem Kaiserquartett aufgegriffen, auch Antonio Salieri verwendete den Inbegriff des Patriotismus in seiner Kantate Der Tyroler Landsturm. War die Melodie ausschließlich mittels Variationen wandelbar, musste der Text den politischen Verhältnissen weichen.

Schwer trennte man sich 1918 vom liebgewonnenen Stück (monarchistischer) Identität, musste hinnehmen, dass daraus Deutschland, Deutschland über alles wurde. 1929 griff man nochmals mit einem neuen Text auf die alte Melodie zurück, aber nach dem 2. Weltkrieg wog der NS-Missbrauch zu schwer, Österreich bekam seine neue, jetzige Bundeshymne. In der deutschen Nationalhymne klingt Haydn bis heute weiter.

Neben dem Schwerpunkt "Kaiserlied" beleuchtet die Ausstellung aber auch Haydn in größeren Zusammenhängen. Skizzen und Erstdruck der Schöpfung, die Haydn im Selbstverlag herausbrachte, runden den Eindruck ebenso ab, wie Bilder seiner Wohnstätten in Wien. Besonders beeindruckend eine Bemerkung des Beethoven-Gönners Graf Waldstein, der 1792 dem 22-jährigen Beethoven ins Stammbuch schrieb: "Durch ununterbrochenen Fleiß erhalten Sie Mozarts Geist aus Haydns Händen." Und damit Ende des 18. Jahrhunderts erstmals die "klassische" Trias Haydn - Mozart - Beethoven ansprach. (Petra Haiderer, DER STANDARD/Printausgabe, 31.12.2008)