Jahrelang galt Kubas Revolutionsregime als Auslaufmodell, dessen Ende manche mit Hass, andere mit Mitgefühl erwarteten. Niemand hätte nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion für "das Überleben der kubanischen Revolution auch nur einen Pfifferling gegeben", sagte Fidel Castro selbst seinem Biografen Ignacio Ramonet. Trotz des seit fünf Jahrzehnten anhaltenden Wirtschaftsembargos der USA und einiger Attentatsversuche hielt sich Fidel - wenn auch um den Preis großer Entbehrungen, die das Inselvolk zu erleiden hatte. Im Februar 2008 gab der schwer kranke Fidel die Macht weitgehend an den Bruder Raúl ab.

Plötzlich schaut die Zukunft viel besser aus. Das liegt auch am Pragmatismus Raúl Castros, der überfällige Wirtschaftsreformen angeht. Die Erkenntnis, dass Regimekritiker nicht automatisch US-Agenten sind und in Haft gehören, steht freilich noch aus. Dennoch haben sich in den vergangen Monaten die Beziehungen zur EU gebessert. Putins Russland will den Handel intensivieren. Venezuela hilft finanziell.

Soeben kehrte Kuba offiziell in die Familie lateinamerikanischer Staaten zurück. Bei deren Gipfel in Rio appellierte Brasiliens linker Präsident Lula an die USA, das Kuba-Embargo aufzuheben. Mexikos konservativer Staatschef Felipe Calderón sprach sich für eine Integration der amerikanischen Staaten mit Kuba, aber notfalls ohne die USA aus.

Jetzt schaut alles auf Barack Obama, den 11. US-Präsidenten seit der Revolution. Auf Kuba, wo Afrikas Erbe lebendig ist, verringerte Obamas Wahl die Angst, dass eine Aussöhnung mit den USA die Rückkehr weißer Rassisten bedeutet. (DER STANDARD, Printausgabe, 31.12.2008/1.1.2009)