Wien/Linz - Das Herannahen von Silvester lässt sich in Wien auch ohne Blick auf den Kalender nicht übersehen. Genauer: Überhören. Denn die Wiener Innenstadt ist vor, um und zu Silvester fest in italienischer Hand. Das ist mittlerweile ebenso Tradition, wie der Grund vieler Touristen den Jahreswechsel in Wien zu feiern: Der Silvesterpfad nämlich.
Heuer mutiert die Wiener City zum 19. Mal zu Europas größtem Ballsaal. Und das nicht erst um Mitternacht: Ab dem Nachmittag werden zahllose Künstler aus dem In- und Ausland - unterstützt von Glüh- oder Schaumwein - den erwarteten 600.000 Besuchern der Innenstadt helfen, den Übertritt vom alten ins neue Jahr möglichst fulminant zu begehen.
Das Programm ist in der Struktur über Jahre hinweg erprobt, lediglich die Namen von Bands und Darstellern ändern sich jährlich: Das musikalische Spektrum reicht von Country- bis zu DJ-Klängen, tänzerisch wird von Linedance bis zu Walzer(schnell)kursen ebenfalls ein breites Strauß angeboten - und wem ein Reinhold Bilgeri zu bodenständig ist, der kann sich das Läuten der Pummerin (so es durch die Böller überhaupt zu hören ist) heuer mit Salsa- und Trommelklängen zu einem Weltmusik-Klangerlebnis umgestalten.
Ebenso traditionell wie die Feierstimmung am Silvesterpfad ist die Jubelstimmung, die das Silvesterspektakel in der Wiener Hotellerie und bei Unternehmern auslöst: "Für Silvester werden heuer allein in Wien 45 Millionen Euro ausgegeben", sagt die Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien, Brigitte Jank. "Vor allem die Hoteliers sind angesichts der sehr guten Buchungslage in den letzten Tagen des Jahres sehr zufrieden." Über 85 Prozent der Hotels der mittleren und gehobenen Klasse sind zum Jahreswechsel ausgebucht, erhob die Wirtschaftskammer Wien. Von den 600.000 Pfadbesuchern kommen rund 150.000 aus dem Ausland.
Der Pfad ist aber nur die sichtbarste Form des Jahreswechseltrubels: In der Neujahrsnacht finden in Wien heuer über 40 Silvesterbälle (mit insgesamt 13.000 Besuchern) statt. Das, so Jank, sei aufgrund des Ball- und Ballumfeldumsatzes von 1,8 Millionen Euro nicht nur ein Wirtschafts-, sondern auch ein Imagefaktor: "5000 internationale Ballbesucher - das sind 38 Prozent aller Ball-Touristen - werden heuer zu Silvester für einen Ball nach Wien reisen. Den Silvesterbällen kommt daher eine besondere Rolle als Imageträger Wiens im Ausland zu."
Lässig feiern in Linz
Zur europäischen Kulturhauptstadt mutiert derweil Linz. Zu Silvester rüstet man sich ab 21 Uhr am Hauptplatz musikalisch für das Kulturjahr - etwa mit Louie Austen und Texta. Um Schlag Mitternacht dann "business as usual" mit Pummerin und Drei-Viertel-Takt. Danach sollte man die Köpfe gen Himmel neigen, denn das Feuerwerk der "Raketensinfonie" wird die Nacht erhellen.
Schon im Vorfeld der Silvesterfeierlichkeiten warnen Autofahrerclubs vor Staus und Parkplatznot. Nicht nur in Wien - und nicht erst am Abend: Vor dem "Silvesterpfad" gibt es nämlich den "Silvesterlauf" - in der Bundeshauptstadt ebenso wie in Graz, Innsbruck und Linz. Wofür zahlreiche Straßen für Autos gesperrt werden. Der Rat des ARBÖ ist daher ebenso traditionell wie das Silvestertreiben an sich: Die Autofahrer-Vertreter empfehlen, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Denn die verkehren in Wien wie in den anderen Landeshauptstädten die ganze Nacht hindurch. (mro, rott, stem/rott/DER STANDARD, Printausgabe, 31.12.2008/1.1.2009)