Dhaka - Nach dem deutlichen Wahlsieg ihrer Awami-Liga in Bangladesch hat die voraussichtlich künftige Regierungschefin Sheikh Hasina Wajed der Minderheit eine umfassende Zusammenarbeit angeboten. Sie sei bereit, ihrer langjährigen Rivalin Begum Khaleda Zia und deren Nationaler Partei BNP hohe Posten in Parlament und Regierung zu überlassen, sagte Hasina am Mittwoch in der Hauptstadt Dhaka. Khaleda hatte Hasina zuvor Wahlbetrug vorgeworfen.

Ihre Regierung wolle mit allen Seiten zusammenarbeiten, um eine neue politische Kultur im Land zu schaffen, sagte die 61-jährige Hasina, Tochter des ermordeten Staatsgründers Mujibur Rahman, auf ihrer ersten Pressekonferenz nach dem Wahlsieg. Um das Land voranzubringen, sollten sich die politischen Kräfte nun in einem partnerschaftlichen Geist aufeinander zubewegen und nicht mit einem Gefühl der Rache.

Die Awami-Liga (AL) errang mehr als zwei Drittel der 300 Parlamentssitze. Die BNP kam lediglich auf 31 Abgeordnetenmandate. Khaleda Zia, Witwe des ermordeten Staatschefs General Ziaur Rahman, erklärte am Mittwoch im Fernsehen, die Wahl sei lächerlich und nur inszeniert gewesen. Das Ergebnis sei inakzeptabel.

Übergangsregierung

Politische Beobachter bezweifeln, dass die beiden Politikerinnen die dringend notwendigen Reformen in dem verarmten Staat mit 160 Millionen Einwohnern durchsetzen könnten. Von 1991 bis 2006 waren sie abwechselnd Premierministerinnen: Hasina von 1996 bis 2001, Khaleda von 1991 bis 1996 und von 2001 bis 2006. Die 15 Jahre der Regierungszeit beider waren geprägt von Korruption, Misswirtschaft und Massenprotesten der jeweiligen Opposition, die das Land lähmten.

Als das Land Anfang 2007 in blutigen Unruhen zwischen Anhängern von Awami-Liga und BNP zu zerbrechen drohte, übernahm eine vom Militär gestützte Übergangsregierung die Macht. Sie versprach den Wandel und ein Ende der Korruption. Auch Sheikh Hasina und Khaleda Zia mussten vorübergehend ins Gefängnis. Zu den Wahlen wurden sie nach Boykottdrohungen ihrer Parteien jedoch zugelassen. Während des Wahlkampfes gelang es Sheikh Hasina, vor allem junge Menschen zu begeistern. Dabei präsentierte sich sich und ihre Partei zukunftsorientiert und weltoffen. Für die Älteren hingegen ist und bleibt Sheikh Hasina vor allem die Tochter Sheikh Mujibur Rahmans. Der "Vater der Nation" hatte die Awami-Liga gegründet und das damalige Ostpakistan 1971 in einem verlustreichen Sezessionskrieg mit indischer Hilfe in die Unabhängigkeit geführt. (APA/Reuters/AP)