Harald Krassnitzer schlüpft zum 20. Mal in die Rolle des "Tatort"-Kommissars.

Foto: ORF/Cult-Film/Bernhard Berger

Wien  - Der ORF bringt am Sonntag einen Themenabend zu den Themen Integration und Rassismus. Der Sonntagabend auf ORF 2 ist in vier Teile gegliedert: Nach der Premiere des neuen "Tatort" mit Harald Krassnitzer zeigt der ORF ein "Am Schauplatz spezial" (22 Uhr) unter dem Titel "Fremde Nachbarn", in dem sich Christine Grabner und Alfred Schwarz auf Lokalaugenschein nach Telfs begeben haben. Anschließend diskutiert Ingrid Thurnher in "im Zentrum" (22.35 Uhr) unter anderem  mit Felix Mitterer, dem Präsidenten der islamischen Glaubensgemeinschaft Anas Schakfeh und dem ehemaligen Generalvikar Helmut Schüller über das Thema. Zum Abschluss folgt themenaffin der Film "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" (um 23.40 Uhr) mit Omar Sharif.

"Tatort" über Moschee in Telfs

Auch der neue "Tatort" von Felix Mitterer ist dem Thema Integration gewidmet. Die Story rund um eine erhängte Türkin in der Nähe von Telfs ist in den wahren Hintergrund des kontrovers diskutierten Minarettbaus in der Tiroler Gemeinde eingebettet. Harald Krassnitzer tritt in der von Harald Sicheritz inszenierten Folge "Baum der Erlösung" (ab 20.15 Uhr auf ORF 2) bereits zum 20. Mal als Hauptkommissar Moritz Eisner auf den Plan.

Thema Zwangsehe

Eisner, eigentlich Chefinspektor in Wien, ist wenig begeistert, als er von der Großstadt in die Tiroler Provinz geschickt wird. Die junge Türkin Ayse Ozbay (Laila Alina Reischer), die heimlich mit einem Tiroler zusammen war, ist dort erhängt im Wald gefunden worden. An diesem "Baum der Erlösung" haben sich bereits mehrere Türken das Leben genommen, um einer Zwangsehe zu entgehen. Doch dann wird klar, dass Ayse ermordet wurde - und die Leiche ihres Freundes wird mit eingeschlagenem Schädel im See entdeckt. Als auch noch Ayses Schwester Melisa (Pegah Ferydoni) verschwindet - ebenfalls mit einem Tiroler verbandelt - geraten Türken wie Einheimische gleichermaßen ins Visier der Ermittler. Denn die Stimmung zwischen beiden Gruppen ist seit dem Neubau eines 15-Meter-Minaretts im Ort verfeindet.

Streit um einen Moscheebau

"Der 'Tatort' ist ein Geschenk an die Gemeinde Telfs", sagte Mitterer selbst. Der 15.000-Einwohner-Ort in Mitterers Heimat hatte in den vergangenen Jahren österreichweit mit dem Streit um einen Moscheebau mit kleinem Minarett auf sich aufmerksam gemacht. Während sich der Bürgermeister für ein eigenes Gotteshaus für die mehreren tausend in Telfs lebenden Moslems einsetzte, formierte sich in der Bevölkerung großer Widerstand gegen die vermeintliche "Machtdemonstration" der Zuwanderer.

Aufruf zur Versöhnung

Ob sein "Tatort" ähnliches Aufreger-Potenzial hat wie die Folge "Wem Ehre gebührt", nach deren Ausstrahlung die Aleviten in Deutschland protestierten, vermag Mitterer nicht zu sagen. "Der 'Tatort' ist ein Aufruf zur Versöhnung, ich wollte damit nicht neue Gräben aufreißen", sagte er. Als Dank an die Gemeinde Telfs für ihre Kooperation wurde der Film den Menschen dort vorab gezeigt. Mit Ausnahme einiger FPÖ-Vertreter habe die Episode bei Tirolern wie Türken im Publikum Begeisterung ausgelöst. "Man hat nur selten das Gefühl, dass man etwas bewirkt hat", freute sich Mitterer.

(APA/dpa)