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Der Jurist John Atta Mills wurde zum neuen Präsidenten von Ghana gewählt. Er versprach Arbeitsplätze und Sozialprogramme, die er mit den Einnahmen aus dem Ölgeschäft finanzieren will. In Ghana wurde 2007 Erdöl entdeckt.

Foto: REUTERS/Luc Gnago (GHANA)

Accra/Nairobi - Auf diesen Moment hatte John Atta Mills mehr als acht Jahre lang gewartet. Die Parteifahnen vor seinem Hauptquartier wurde hastig gegen die Landesflagge mit schwarzem Stern auf rot-gold-grünem Grund ausgewechselt, um die Worte von Ghanas frisch gewähltem Präsidenten zu untermalen. „Die Wahl ist vorbei, es gibt kein NDC-Ghana, es gibt kein Parteien-Ghana, es gibt nur ein Ghana!", rief der 64-Jährige, der die Wahl mit nur 50,23 Prozent der Stimmen gewonnen hat. Zur bisherigen Regierungspartei, die gegen das Ergebnis klagen will, baute Atta Mills gleich eine goldene Brücke: „Jetzt gilt es, zum Wohle Ghanas zusammenzuarbeiten." Etwas anderes bleibt ihm nicht übrig, denn eine Mehrheit im Parlament hat seine Partei nicht.

Feldhockey-Profi

Drei Anläufe brauchte der Jus-Professor, der im Wahlkampf „Prof" gerufene hat in London und Stanford studiert und zuletzt an der Universität von Ghana Steuerrecht gelehrt. Er ist mit einer Hundezüchterin verheiratet, hat einen 19-jährigen Sohn und liebt den Sport: Feldhockey-Profi war er, und auch bei Ghanas Nationalmannschaft, den landesweit verehrten „Black Stars", mischt er mit.
Seine politische Karriere verdankt der künftige Präsident von Afrikas zweitgrößter Gold- und Kakao-Exportnation einem Mann: Jerry John Rawlings. Der Anführer von drei Putschen regierte Ghana in den 80er- und frühen 90er-Jahren mit einer Mischung aus Paranoia, Populismus und Gewalt. Dutzende Kritiker verschwanden spurlos, während Rawlings „strukturelle Anpassungsprogramme" der Weltbank propagierte und zum Liebling des Westens avancierte. Für Massenprivatisierungen, die die Entlassung zehntausender Beamter zur Folge hatte, war damals Atta Mills als Wirtschaftsberater mitverantwortlich.
Kritiker werfen Atta Mills bis heute vor, Schoßhund des Ex-Diktators zu sein, der sich 1992 und 1996 in Wahlen bestätigen ließ. Als seine zweite Amtszeit auslief, ernannte er Atta Mills zu seinem Nachfolger. „Die Wahl von Atta Mills garantiert, dass sich nichts ändern wird", warb ein Parteisprecher für den damaligen Vize. Doch es kam anders: Atta Mills verlor zwei Wahlen gegen John Kufuor.

In seinem dritten Wahlkampf ging Atta Mills mehr und mehr auf Distanz zu Rawlings und versuchte, sich als Politiker sozialdemokratischer Prägung zu präsentieren. Er versprach Arbeitsplätze und Sozialprogramme, die aus dem erwarteten Petrodollar-Reichtum finanziert werden sollen. Doch seine politische Vergangenheit lässt Zweifel zu: Unter Rawlings stieg die Inflation, die Währung brach ein, Unternehmen wurden vom Staat geschlossen. Wie Atta Mills es diesmal besser machen will, ist bislang sein Geheimnis.
Wenn es nach der bisherigen Regierungspartei geht, wird Atta Mills sich nie beweisen müssen. Gegenkandidat Nana Akufo-Addo will wegen angeblicher Wahlfälschungen vor Gericht ziehen. (Marc Engelhardt, DER STANDARD, Printausgabe, 5.1.2009)