Salzburg - Eine Handgranate, zwölf Maschinengewehre und 200 Faustfeuerwaffen: Dieses beachtliche Arsenal hortete ein Salzburger Pensionist in seinem Haus. Nach Tipps aus der Waffensammlerszene kam die Exekutive dem Mann nun auf die Spur. Er soll "nur" ein leidenschaftlicher Sammler gewesen sein.

Infolge der Waffenfunde in Oberösterreich (DER STANDARD berichtete) wurden auch im Nachbarbundesland Ermittlungen angestellt, die in den vergangenen Tagen zu mehreren Hausdurchsuchungen führten. Im nördlichen Flachgau stießen die Beamten des Verfassungsschutzes dann auf den als Sammler bekannten Pensionisten.

"Auf den Maschinengewehren hat er quasi geschlafen, die waren in der Bettlade versperrt", berichtet ein Mitarbeiter der Sicherheitsdirektion Salzburg über die Aktion. Die übrigen Waffen waren in einem umgebauten Wandverbau verstaut. Zusätzlich fanden die Ermittler auch fast 3000 Schuss Munition.

"Waffennarr"

Derzeit gehen die Fahnder davon aus, dass der Pensionist ein von Sammelleidenschaft gepackter "Waffennarr" ohne politischen Hintergrund ist. Auch kriminelle Hintergründe werden ausgeschlossen. Im Gegensatz zu dem im oberösterreichischen Salzkammergut ausgehobenen Ring dürfte der Mann mit seinen großteils aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg stammenden Objekten der Begierde auch nicht geschossen haben.

Legal besessen hat der Verdächtige nur eine einzige seiner über 200 Waffen. Nach den Aussagen von Burghard Vouk, dem Leiter des Salzburger Landesamtes für Verfassungsschutz soll der Mann früher einmal eine legale Waffensammlung gehabt, diese aber später verkauft haben. Schon in seiner Jugend soll das Interesse des Flachgauers an Waffen geweckt worden sein, schildert Vouk weiter. Später sei das "fast zur Sucht geworden".

Sammeln keine Sucht

Christoph Lagemann vom Institut für Suchtprävention in Linz bezweifelt allerdings, dass die Waffennarren tatsächlich in klinischem Sinne an einer Sucht leiden. "Es ist zwar in gewissem Sinne eine Art von Besessenheit, die wissenschaftlichen Kriterien für eine Sucht werden aber wohl nicht erfüllt", erklärt er.

Insgesamt hatten laut Innenministerium 312.342 Österreicher am Stichtag 1. Jänner ein Waffendokument, das sie zu legalen Waffenbesitzer macht. Die Tendenz ist dabei seit einigen Jahren fallend, im Jahr 1998 waren es noch 360.805 Waffendokumente. Insgesamt lagern in den heimischen Haushalten aber rund 1,5 Millionen Stück Schusswaffen, schätzen Experten. (Michael Möseneder/DER STANDARD, Printausgabe, 6.3.2003)