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Polizei und Stadt starten eine neue Schwerpunkt-Aktion - und drohen mit Strafen.
Wien - "Es geht darum, ein Wohlfühl-Klima in der Stadt zu schaffen", lautet das Credo von Umweltstadträtin Isabella Kossina (SP), wenn es um Hunde geht. Aber wenn man sich die Polizeistatistiken ansieht, hat Kossina noch einiges an Wohlfühl-Klimaschutz-Maßnahmen vor sich.
Wilde Pflaster
Allein im Vorjahr gab es in Wien 406 Anzeigen "im Zusammenhang mit von Tieren ausgehenden Aggressionen", wie aus den Unterlagen hervorgeht, die Polizeipräsident Peter Stiedl am Mittwoch präsentierte. Die mit Abstand wildesten Pflaster sind dabei die Leopoldstadt (49 Anzeigen), Favoriten (63) und Rudolfsheim-Fünfhaus (47).
Hormonelle Hupfer
"Attacken von Hunden gegen Exekutivbeamte" gab es je einmal in den Bezirken 2., 15., 16. und 21. Das alles dürfte auch mit den hormonellen Hupfern im Frühling zu tun haben: "Das Aggressionsverhalten steigt in dieser Jahreszeit signifikant an und hat dann eine Spitze im Frühsommer", weiß Peter Goldgruber, Leiter der Sicherheits- und Verkehrspolizeilichen Abteilung.
Verstöße gegen den Maulkorb- und Leinenzwang
Dazu kommen allerdings noch die Verstöße gegen den Maulkorb- und Leinenzwang in Wien: 2026 Mal mussten im Vorjahr Hundehalter abgemahnt werden, die ihre Tiere frei herum laufen ließen - 482 Organmandate wurden ausgestellt, 768 Anzeigen wurden erstattet.
Erst informieren, dann abmahnen
Wobei die Beamten durchaus differenziert vorgehen sollten, erklärten Stiedl und Kossina: Erst gelte es zu informieren, dann abzumahnen - und erst bei absoluter Uneinsichtigkeit zu strafen. "Das ist ja ein höchst emotionales Thema, das kann bis zu einer Festnahme eskalieren", weiß Stiedl.
Das alles ist aber noch nichts gegen die große Grauzone - oder besser Gesagt: Braunzone. Wenn jemand seinen Hund mitten aufs Trottoir abtrümmerln lässt und dann die Hinterlassenschaft nicht beseitigt, kann durchaus wegen "unzumutbarer Belästigung von nicht im gemeinsamen Haushalt lebenden Menschen" belangt werden, wie der Polizeipräsident erläutert.
Fingerspitzen
Das Einschreiten bei Hundstrümmerln erfordere jedenfalls "großes Fingerspitzengefühl", so Stiedl. Wobei die einschreitenden Beamten gemeint sind. Und nicht das Fingerspitzengefühl jener Bürger, die ohnehin gerade ein Hundstrümmerl wegräumen - denn jenes soll durchaus gefördert werden.
Stadt und Polizei wollen in den nächsten Wochen in einer neuen Schwerpunktaktion vorgehen. Bei dieser Kampagne werden erst einmal Info-Folder und Hundstrümmerl-Sackerln gratis verschickt. In weiterer Folge sollen Hundebesitzer auf der Straße informiert werden - und notfalls zur Kasse gebeten werden.
Derzeit gebe es 16 Hundekot-Sackerl-Automaten in Wien, so die Umweltstadträtin. "Aber man kann ja auch jedes andere Sackerl nehmen. Es gibt diese Möglichkeit, die gar nicht so unnatürlich ist."
Chip ab Juni
Ein Angebot der Stadt: Besuchen Hundehalter mit ihren Tieren einen Kurs in einer anerkannten Hundeschule, wird ihnen für ein Jahr die Hundesteuer erlassen.
Eine Ankündigung der Stadträtin: Im Juni soll eine Verordnung für das "Chipen" von Hunden erlassen werden. Dabei wird ein Erkennungs-Chip in die Nackengegend des Tieres eingesetzt.
Die ganze Schwerpunktaktion sei jedenfalls keinesfalls gegen Hunde gerichtet, betonte die Umweltstadträtin. Kossina selbst erklärte, dass sie zwar selbst keinen Hund besitze, aber einen Hamster. "Aber auch der macht Arbeit." (frei/DER STANDARD, Printausgabe, 6.3.2003)