Johannesburg/Luanda - Nach knapp drei Jahrzehnten Bürgerkrieg entdecken mehr als eine halbe Million junge Angolaner erstmals funktionierende Klassenzimmer - dank eines UNICEF-Schulprogramms. Das fürs laufende Jahr auf 4,5 Millionen Dollar veranschlagte Projekt gilt als bisher größtes Bildungsprogramm des afrikanischen Landes. Es sieht unter anderem die Ausbildung von 4000 Lehrern, den Neu- oder Wiederaufbau von 1300 Klassenzimmern sowie die Ausstattung der Kinder mit Heften, Stiften und Büchern vor.

"Rund 1,1 Millionen Kinder im Alter von sechs bis 11 Jahren haben in Angola noch nie eine Schule gesehen", erklärte am Mittwoch UNICEF-Mitarbeiter James Elder in Johannesburg (Südafrika) vor Journalisten. Der fürs Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen in Angola zuständige Sprecher betonte, Ausbildung sei beim Aufbau des vom Krieg zerstörten Landes von größter Bedeutung. In den erstmals seit Kriegsende im April 2002 wieder zugänglichen Gebieten solle auch ehemaligen Kindersoldaten die Chance auf soziale Wiedereingliederung gegeben werden.

Impfkampagne

Im April soll eine landesweite Impfkampagne gegen Masern folgen, die in Angola noch immer für zahlreiche Todesfälle bei Kindern verantwortlich gemacht wird. Zugleich soll über die Immunschwäche-Krankheit Aids sowie die Gefahr durch die noch immer millionenfach im Boden versteckten Minen aufgeklärt werden. Die stellen nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) bei der Versorgung der hungernden Bevölkerung weiterhin eins der größten Hindernisse dar.

"Im Dezember vergangenen Jahres sind acht Menschen getötet worden, als ein Lastwagen auf eine Panzermine fuhr", erklärte die deutsche MSF-Sprecherin Kattrin Lempp. In Angola sind durch die Kriegswirren nach UNO-Schätzung zur Zeit rund 1,7 Millionen Menschen dringend auf Lebensmittelhilfe angewiesen. Vor allem der Gesundheitszustand der in den landesweit rund 40 Demobilisierungslagern sitzenden ehemaligen UNITA-Rebellen und ihrer Angehörigen gilt als kritisch. Fast die gesamte Infrastruktur des an Bodenschätzen reichen Landes wurde während des Krieges zerstört. (APA/dpa)