Wien - Arbeit schützt vor Armut nicht: Diese traurige Erkenntnis machten im Jahr 2001 rund 314.000 Österreicher - also jeder zehnte unselbstständig Erwerbstätige. Denn sie mussten mit weniger als tausend Euro brutto auskommen. Dies geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Berechnung der Statistik Austria hervor. Besonders dramatisch sei der Unterschied zwischen Männern und Frauen. Während lediglich fünf Prozent der Männer weniger als 1000 Euro verdienen, liege der entsprechende Anteil der Frauen bei 17 Prozent.

"Working Poor"

In der Gruppe, die weniger als 1000 Euro verdienen, seien sowohl Vollzeiterwerbstätige als auch Teilzeitkräfte mit auf Vollzeit umgerechneten Einkommen enthalten. Knapp ein Drittel aller unselbstständig Erwerbstätigen verdienen in Österreich weniger als 1500 Euro brutto im Monat.

Direkte Sprache

Der jüngste Sozialbericht des Sozialministeriums spricht da eine direktere Sprache: So würden derzeit in Österreich rund 57.000 Arbeitnehmer, das sind 1,6 Prozent der Erwerbstätigen, zu den "Working Poor" zählen. Mit deren Angehörigen und Kindern würde sich diese Zahl auf 178.000 Menschen erhöhen. Betroffen seien vor allem schlecht ausgebildete Hilfskräfte, Teilzeitkräfte, Mehrkindfamilien, Alleinerziehende, viele Landwirte und Migrantenhaushalte.

Die Flaute hat sich 2002 auch bei Zeitarbeit bemerkbar gemacht: So stieg zwar die Zahl der Unternehmen, die auf Leihkräfte zurückgreifen, um 32 Prozent auf 13.237, die Zahl der verleasten Personen sank jedoch erstmals seit 1996 um 5,9 Prozent auf 31.207 Personen. Der Umsatz der Personalvermieter stieg um elf Prozent. (bach, APA, DER STANDARD, Printausgabe 6.3.2003)